Thüringische Landeszeitung (Jena)
„Wir wollen dem toten Kind einen Namen geben“
Auch knapp anderthalb Jahre nach dem Fund einer Babyleiche bei Geschwenda fehlt die entscheidende Spur zur Mutter
Die Situation ist frustrierend für die Ermittler. Es fehlt der entscheidende Hinweis, die vielversprechende Spur. Spaziergänger entdeckten am 20. April 2019 bei Geschwenda (Ilm-Kreis) am Rande einer Streuobstwiese ein totes Baby. Der rosafarbene Strampler deutete darauf hin, dass es sich um ein Mädchen handeln könnte. Auffällig war auch eine schwarze Mütze der Marke „Matcholino“.
Die Kripo der Landespolizeiinspektion Gotha bildete die Arbeitsgruppe „Baby“. Bis zu sieben Ermittler gehen fortan jedem Hinweis nach, überprüfen jede Spur, befragen Zeugen, veranlassen Gutachten,
um etwas über das tote Baby und vor allem auch über seine Mutter zu erfahren. Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes (LKA) hilft bei der Spurensicherung und Auswertung.
„Wir wollen dem toten Kind einen Namen geben“, bekräftigt Ermittlungsleiter Lars Fabig in diesen Tagen. Daran habe sich nichts geändert. Wir alle sind Eltern, haben Kinder, sind emotional betroffen. Wir müssen aber leider sagen, dass die entscheidende Spur in dem Fall noch fehlt, obwohl wir alle unsere Möglichkeiten genutzt haben.“
Etwa 70 Hinweise seien zum Fund des toten Babys und seiner Kleidung eingegangen, erklärt Jens Büchner. Er leitet das Kommissariat
„Leib und Leben“, das bei der Kriminalpolizeiinspektion Gotha für Tötungsdelikte zuständig ist. Jeder Hinweis wurde überprüft, keiner brachte einen Durchbruch. Auch 70 freiwillige DNA-Tests bei Frauen aus der Region halfen den Kriminalisten nicht weiter.
Die Erkenntnisse von vier rechtsmedizinischen Instituten, in Jena aber auch in München, Amsterdam und Freiburg sollten mehr über die Herkunft des Babys und seiner Mutter zutage fördern und den Todeszeitpunkt eingrenzen. Laut Staatsanwaltschaft sei das Baby zwischen dem 3. und 12. Dezember 2018 an der Fundstelle abgelegt worden sein. Das Mädchen lebte nach seiner Geburt noch eine Woche. Was genau zum Tod führte, ist unklar. Noch genauere Erkenntnisse über das tote Baby und seine Mutter konnten die Rechtsmediziner in München und dem niederländischen Amsterdam in ihren Gutachten liefern.
Die dortigen Universitäten sind darauf spezialisiert, durch Analyse der Knochen Aussagen über die Herkunft von Toten zu treffen. Danach sollen die Mutter und ihr totes Baby aus dem mitteldeutschen Raum stammen.
Die Kriminalisten in Gotha haben die Hoffnung, den Fall zu lösen, noch nicht aufgegeben. Derzeit sind noch zwei Ermittler damit beschäftigt, Spuren auszuwerten und Hinweisen nachzugehen.