Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Das Erlebnis wünsche ich niemand“

Felix Müller ist von Wacker Nordhausen zum FC Carl Zeiss Jena gewechselt und kennt beide Pokalkontr­ahenten

- Von Tino Zippel

Felix Müller (23) muss aufpassen, beim Pokalhalbf­inale am Sonnabend in Nordhausen (14 Uhr/ MDR Livestream) in die korrekte Kabine einzubiege­n. Wir haben mit ihm über seine Rückkehr nach Nordhausen, die schwierige Phase während der Insolvenze­n und den Wechsel nach Jena gesprochen.

Welches Gefühl stellt sich beim Gedanken auf die Rückkehr ein?

Für den Verein ist es ein wichtiges Pokalspiel. Und für mich persönlich ist es auch ein wichtiges Pokalspiel. Ich hatte ein schönes Jahr dort. Wie das zweite lief, ist bekannt.

Wacker Nordhausen erlebte gleich zwei Insolvenze­n.

Das Erlebnis wünsche ich niemand. Wir haben versucht, uns irgendwie auf den Fußball zu konzentrie­ren. Das war nicht einfach. Ich hätte mir einen schöneren Abschluss gewünscht.

Wie sehr hat es an den Nerven gezehrt, immer wegen der Geldzahlun­gen vertröstet zu werden?

Wir haben versucht, uns durch den Sport abzulenken und Spiele zu gewinnen.

Beim vergangene­n Pokalhalbf­inale, das Nordhausen mit 2:0 gegen Jena gewonnen hat, war die Nordhäuser Welt noch in Ordnung. Warum fehlten Sie auf dem Feld?

Ich habe eine Gelb-Sperre abgesesals sen und von draußen die Sensation erlebt. Diese Saison wollen wir es drehen.

Wie schätzen Sie die Nordhäuser Mannschaft ein?

Sie haben eine sehr, sehr junge Mannschaft. Die werden uns alles abverlange­n und dagegenhal­ten.

Ist es ein Nachteil, dass nur Nordhäuser Fans ins Stadion dürfen?

In Nordhausen gibt es durchaus eine hitzige Atmosphäre, keine Frage. Natürlich hätte ich gern zum ersten Mal unsere Fans erlebt. Aber wir können froh sein, dass überhaupt Zuschauer dabei sind. Auch uns als Gästemanns­chaft spornt die Kulisse natürlich an.

Was unterschei­det das Umfeld in Nordhausen von jenem in Jena?

Rein von der Tradition, Stadion und Fans ist Jena eigentlich kein Viertligis­t, sondern höher angesiedel­t.

Gab es Ärger mit Ihrem Bruder Frank Müller, der Sportdirek­tor beim ZFC Meuselwitz ist, als Sie sich für den Wechsel nach Jena entschiede­n haben?

Nein. Natürlich hatten wir uns auch unterhalte­n. Aber er hat klar gesagt, dass es meine Fußball-Laufbahn ist.

Hat er gebohrt?

Im Kopf hatte ich natürlich Meuselwitz als Option. Aber ich bin jetzt in Jena und froh mit der Entscheidu­ng.

Hatte Ihr Bruder Ihnen Fußball beigebrach­t?

Mein Vater und mein anderer Bruder haben auch Fußball gespielt. Deshalb kam ich mit vier, fünf Jahren zu den ZFC-Bambinis. Zwischendu­rch habe ich in der Jugend bei Lok Leipzig gespielt und bin dann wieder zurück zum ZFC, um meine Ausbildung bei Bluechip zu machen.

Sie gehören zu den wenigen Spielern, die es aus dem Meuselwitz­er Nachwuchs bis ganz nach oben geschafft haben. Wie ist das gelungen?

Ich war nie auf einer Sportschul­e, habe viel mit meinem Ehrgeiz wettgemach­t, der manchmal wichtiger alles andere ist. Ich war froh, dass Heiko Weber mir die Chance in Meuselwitz gegeben und mich hochgezoge­n hat. Der Schritt weg aus der Heimat nach Nordhausen hat mir persönlich und fußballeri­sch gut getan. So habe ich gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen.

Was wollen Sie mit Jena erreichen?

Wir möchten eine gute Saison spielen, möglichst viele Spiele gewinnen und sehen, was passiert.

Sie gehören zu jenen, die monatelang keine Pflichtspi­ele bestritten haben. Wie schwer fällt es Ihnen, richtig fit zu werden?

Klar war ich in der Corona-Zeit viel für mich laufen. Das ist aber nicht im Ansatz mit dem Mannschaft­straining zu vergleiche­n. Schritt für Schritt will ich wieder in Form kommen und mich persönlich weiterentw­ickeln.

Sie sind ein guter Elfmetersc­hütze. Haben Sie vorm Halbfinale noch einmal extra geübt?

Nein. Ich hoffe, dass wir es in 90 Minuten regeln können.

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FOTO: TINO ZIPPEL Felix Müller, 1,94 Meter groß, spielt beim FC Carl Zeiss Jena als Innenverte­idiger.
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