Thüringische Landeszeitung (Jena)
Auftakt dahoam
Für den FC Bayern endete die Champions League 2012 schmerzvoll – nun soll Chelsea erneut den Impuls fürs Triple liefern. Trainer Flick ist zuversichtlich
Als sich der Lockdown im März auch über den Fußball legte, hatte Hansi Flick von einer guten Chance aufs Triple gesprochen. Das war kurz nach dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League, nach dem 3:0 des FC Bayern bei Chelsea. Auch jetzt, vor dem Wiederbeginn und dem Rückspiel der Münchner am heutigen Samstag (21 Uhr/Sky), hoffen der Trainer und seine Belegschaft, einen weiteren Schritt Richtung Titel zu machen, wenn auch ohne den angeschlagenen Kingsley Coman. Für ihn dürfte Ivan Perisic beginnen. Unabhängig von der Aufstellung gelte aber für Flick: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen und so performen, wie wir es können.“
Meisterschaft und Pokal haben die Münchner gewonnen. Über das Triple möchte Flick noch nicht sprechen. Gebetsmühlenartig verweist er auf die Aufgabe gegen Chelsea, ins Viertelfinale einzuziehen. Und was im Erfolgsfalle beim finalen Turnier in Lissabon (12. bis 23. August) passieren werde, hänge von der Tagesform in jedem Spiel ab. Besondere Motivation macht Flick bei allen aus. Zu Sport1 sagte er: „Nach dem Double sind alle richtig heiß und motiviert darauf, in den nächsten Wochen nochmal alles reinzuhauen, was in ihnen steckt.“
Fällt der Name Chelsea, stellen sich schnell die Erinnerungen ein an jene Momente von 2012, die zur schmerzhaftesten Niederlage der Münchner führten. „And now goal“, sagte Chelseas Verteidiger David Luiz damals im „Finale dahoam“zu Bastian Schweinsteiger vor dem Eckball in der 88. Minute, der in Didier Drogbas Ausgleich mündete. Es folgten die weiteren Akte im „Drama dahoam“mit Arjen Robbens verschossenem Elfmeter in der Verlängerung und Schweinsteigers Pfostentreffer im verlorenen Elfmeterschießen. Was im krönenden Abschluss einer starken Saison in der Champions League enden sollte, geriet zum Trauma.
Von derartigen Szenarien ist nun beim „Auftakt dahoam“nicht auszugehen. Das erste Treffen hatten die Bayern so souverän gewonnen, dass Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Februar in London zu Flicks 55. Geburtstag mit einem Stift als Geschenk auch gleich zur Unterschrift unten den CheftrainerVertrag einlud. Dennoch besteht auch vor der zweiten Verabredung mit den ersatzgeschwächten „Blues“eine Parallele zu 2012, abgesehen von der Münchner Arena.
Sie fußt weniger auf RevancheGelüsten, sondern auf übergeordneten Motiven. Vor acht Jahren entwickelten die Münchner aus dem verpassten Titel den unbedingten Willen für ihr Triple 2013. Nun könnte das zweite der Vereinsgeschichte folgen, und wieder soll das Spiel gegen Chelsea einen wichtigen Impuls dafür liefern. „Ein ähnlich gutes Spiel“zu machen wie in London, habe man sich vorgenommen, sagte Kapitän Neuer.
Die Aussichten für den FC Bayern, sich zu Europas Champion zu krönen, werden von Experten als gut eingeschätzt. Das liegt auch daran, dass die Münchner unter Flick von Erfolg zu Erfolg eilen und ähnlich eingeschworen wirken wie 2013. Zuletzt häufte Flicks Team 17 Pflichtspielsiege in Serie an.