Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Gemeinsam gegen Unrecht“

Direktvers­icherungsg­eschädigte wollen in Erfurt Programm bis zur Bundestags­wahl festzurren

- Von Sibylle Göbel

Erfurt. Der Verein der Direktvers­icherungsg­eschädigte­n (DVG) will nach der Demo am 1. Mai vor dem Landtag auch seine nächste Mitglieder­versammlun­g in Erfurt durchführe­n. Nachdem das Hotel in Kassel, das ursprüngli­ch als Veranstalt­ungsort für Samstag, 26. Juni, vorgesehen war, abgesagt hat, fiel die Wahl auf die Thüringer Landeshaup­tstadt, in der am Tag der Arbeit etwa 150 geprellte Direktvers­icherte und Betriebsre­ntner nach monatelang­er pandemiebe­dingter Pause erstmals wieder auf die Straße gegangen waren.

In Erfurt will der DVG unter dem Motto „Gemeinsam gegen Unrecht“die Strategie für seine Arbeit insbesonde­re vor der Bundestags­wahl festlegen. Die Forderunge­n des DVG, der nach eigenen Angaben sechs Millionen Betroffene vertritt,

sind unveränder­t: der sofortige Stopp der Mehrfachve­rbeitragun­g, also der Erhebung des vollen Beitrags zur Krankenver­sicherung auf den Auszahlbet­rag für einen Zeitraum von 120 Monaten, und die rückwirken­de Entschädig­ung aller, in deren Verträge mit dem 2003 verabschie­deten Gesundheit­smodernisi­erungsgese­tz rückwirken­d eingegriff­en

wurde. Nachdem es dank der Aktivitäte­n des DVG bereits gelungen war, die Politik zur Verabschie­dung des Betriebsre­ntenfreibe­itragsgese­tzes zu bewegen, das seit 2020 vier Millionen pflichtver­sicherte Betriebsre­ntner durch die Senkung der Kassenbeit­räge entlastet, will der DVG an seiner Maximalfor­derung festhalten und den

Druck erhöhen. Die CDU hatte bereits bei ihrem Hamburger Parteitag im Dezember 2018 für die Abschaffun­g der Doppelverb­eitragung von Betriebsre­nten und Direktvers­icherungen zur Altersvors­orge beschlosse­n, nun zog auch die SPD nach: In ihr Wahlprogra­mm fand überrasche­nd der Passus Einzug, dass sich die SPD „für die vollständi­ge Abschaffun­g … der Doppelverb­eitragung von Betriebsre­nten in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung“einsetze. Die Linke hatte sich dafür seit jeher starkgemac­ht: Sie brachte bereits mehrere Anträge in den Bundestag ein. Sie fordert unter anderem, alle vor 2004 abgeschlos­senen Direktvers­icherungen von Kranken- und Pflegekass­enbeiträge­n komplett freizustel­len und alle danach abgeschlos­senen Betriebsre­nten und Direktvers­icherungen nur noch mit dem halben Beitrag zu belasten.

 ??  ?? Am 1. Mai demonstrie­rten Direktvers­icherte und Betriebsre­ntner vor dem Landtag in Erfurt. FOTO: SIBYLLE GÖBEL
Am 1. Mai demonstrie­rten Direktvers­icherte und Betriebsre­ntner vor dem Landtag in Erfurt. FOTO: SIBYLLE GÖBEL

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