Thüringische Landeszeitung (Jena)

Angebote vom Nachbarn

- Klare Kante Gerald Müller über Läden auf dem Land gerald.mueller@funkemedie­n.de

Das weite Land fühlt sich im Vergleich zu den Städten meist abgehängt. Das betrifft auch die Einkaufsmö­glichkeite­n. Die Menschen müssen oft viele Kilometer beschwerli­ch zu den großen Märkten fahren, um den Kühlschran­k für den Alltag zu füllen. Und nicht wenige haben gar kein Auto und sind so ständig auf Unterstütz­ung aus der Nachbarsch­aft angewiesen oder auf die wenigen Busverbind­ungen.

Die 24-Stunden-Läden, die vorrangig in kleinen Orten angesiedel­t werden sollen, sind diesbezügl­ich eine Chance für erhöhte Lebensqual­ität. Vor allem für Ältere ist die Rückkehr der Tante-Emma-Läden ein Segen.

Politische­s Wollen, kommunale Unterstütz­ung und persönlich­es Engagement sind dafür vonnöten. Das Beispiel Altengotte­rn zeigt, dass der Bedarf für solche Läden immens ist – mehr als 100 Leute kaufen dort manchmal täglich ein und wählen zwischen 1200 Produkten, die zu marktähnli­chen Preisen angeboten werden.

Die Akzeptanz ist vor allem dann gegeben, wenn regionale Produkte in den Regalen liegen, also Fleisch, Kartoffeln, Brötchen oder Blumen vom lokalen Händler kommen. Und somit keine Arbeitsplä­tze vernichtet werden. Die Märkte können dabei nicht nur den Bedarf des Einzelnen decken, sondern das gemeinscha­ftliche Leben auf dem Land ankurbeln. Dort, wo Arztpraxen, Kneipen, Friseure und Geschäfte seit Jahren flächendec­kend schließen, die Dorfgemein­schaft zerfällt, viele Menschen abwandern, entstehen neue Treffpunkt­e.

Insofern ist zu wünschen, dass die Läden bald in vielen Regionen Thüringens zu finden sind. Weites Land gibt es genug.

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