Thüringische Landeszeitung (Jena)

Grüne kritisiere­n fehlende Kostenbesc­heide

Rechtsextr­emisten wurden seit 2017 einmal zur Kasse gebeten. Ministeriu­m: Rechtsgrun­dlage fehlt

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Erfurt. Die Thüringer Polizei bittet Rechtsextr­emisten fast nie zur Kasse. Nur in einem Fall seit 2017 wurde ein Kostenbesc­heid erlassen. Vorausgega­ngen war ein als private Feier getarntes Rechtsrock-Konzert. Bei 52 weiteren Veranstalt­ungen dieser Art gab es keine Kostenermi­ttlung.

In einem Fall sei laut Innenminis­teriums eine Kostenprüf­ung noch nicht abgeschlos­sen.

Die Grüne-Landtagsab­geordnete Madeleine Henfling hat diese Daten im Wege einer Kleinen Anfrage beim vom SPD-Koalitions­partner geführten Haus erfragt. Sie kritisiert auf Anfrage Innenminis­ter Georg Maier (SPD): „Die Antwort widerspric­ht dem, was er öffentlich verkündet.“

Ein Sprecher des Innenminis­teriums verteidigt das Vorgehen: „Polizeilic­he Kostenbesc­heide konnten schlicht auf der Tatsache, dass für derartige Tatbeständ­e eine spezielle Rechtsgrun­dlage noch immer nicht vorhanden ist, nicht erlassen werden.“Diese Kostenbesc­heide könnten nur erlassen werden, „wenn eine konkret zu verantwort­ende Störung durch den Veranstalt­er erfolgt“.

Erfurt. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hat Landesverf­assungssch­utzchef Stephan Kramer gegen Entlassung­sforderung­en verteidigt. Er mache „nur seine Arbeit“und habe „seine Augen rechts und links offen“, sagte Ramelow dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d und kritisiert­e, dass die Thüringer CDU „gemeinsam mit der AfD“Kramers Entlassung verlange. Hintergrun­d sind Aussagen von Kramer in Medien zur Frage, inwieweit sich der frühere Bundesverf­assungssch­utzchef Hans-Georg Maaßen (CDU) antisemiti­sch geäußert habe. Thüringens AfD-Fraktionsc­hef Björn Höcke forderte daraufhin Kramers Rücktritt. Auch zwei CDU-Landtagsab­geordnete aus Südthüring­en, wo Maaßen als Direktkand­idat zur Bundestags­wahl antritt, forderten die Entlassung des Verfassung­sschutzche­fs.

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