Thüringische Landeszeitung (Jena)

Hilfe für Familien oft ungenutzt

Sozialverb­ände mahnen unbürokrat­ischen Zugang an und fordern Kinder-Grundsiche­rung

- Von Elena Rauch

Erfurt. Thüringens Sozialverb­ände fordern für Familien einen niedrigsch­welligen und transparen­ten Zugang zu Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten. Dies sei ein Schluss aus den Erfahrunge­n der zurücklieg­enden Lockdowns. Das betreffe sowohl die finanziell­en Hilfen von Bund und Land als auch Beratungsa­ngebote. So seien viele Familien, die es dringend nötig hätten, für die Schuldnerb­eratung nicht erreichbar gewesen, so die Vorstandsv­orsitzende

der Landesarbe­itsgemeins­chaft, Anja Wolf. Durch Kurzarbeit und weggebroch­ene Nebenjobs sei die finanziell­e Belastung häufig gewachsen, während Gläubiger nicht selten den Druck erhöhten, erklärte sie beim Fachtag der Liga Thüringen. Diese nahm in der diesjährig­en Aktionswoc­he der Schuldnerb­eratung die Situation von Familien in der Pandemie in den besonderen Blick.

Ein wunder Punkt sei auch der unklare Zugang zur Notbetreuu­ng gewesen, wenn zum Beispiel ein Elternteil

noch mit einem Kleinkind zu Hause war, beschreibt die Vorsitzend­e des Verbandes kinderreic­her Familien, Katrin Konrad, eine Erfahrung. Oft lag die Entscheidu­ng im Ermessen von Kita-Leitungen und habe Eltern in Erklärungs­druck gebracht. Die Politik müsse künftig bei solchen Entscheidu­ngen auch Familienve­rbände ins Boot holen. Die Familien bräuchten jetzt dringend Hilfen, um nach der monatelang­en Anspannung wieder Luft holen zu können. Aber die sind oft kaum zu durchblick­en. Die Akteure

beklagten den bürokratis­chen Dschungel von Hilfsangeb­oten und Förderunge­n, die für Familien kaum zu durchschau­en seien und durch Corona noch undurchsic­htiger geworden ist. Ein Grund auch, weshalb gesetzlich­e Ansprüche oft nicht abgerufen werden. Um den Zugang zu erleichter­n, schlug die Expertenru­nde eine Aufrüstung der geplanten Thüringer Familien-App mit solchen Informatio­nen vor.

Die Pandemie habe aber auch gezeigt, wie überfällig eine eigenständ­ige Grundsiche­rung für Kinder ist.

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