Thüringische Landeszeitung (Jena)
38-jähriger Rheinländer unterschreibt bei Science City Jena für zwei Jahre
Jena. Exakt 14 Tage nach der Trennung von Chefcoach Frank Menz hat Basketball-Zweitligist Science City Jena seinen Nachfolger bekanntgegeben. Domenik Reinboth, zuvor Trainer von Schlusslicht Team Ehingen Urspring, wird ab sofort die sportlichen Geschicke der Saalestädter lenken und soll die Mannschaft in der kommenden Saison mindestens auf Platz vier in der Liga führen.
„Es ist jetzt genau der Schritt, den ich nach dem Abschied in Urspring machen wollte“, sagt der gebürtige Düsseldorfer. Für den 38-Jährigen ist es die erste Station im Profibereich, bei der er um den BBL-Aufstieg mitspielen kann. Zuletzt war er neun Jahre für die Urspring-Talentschmiede tätig, wo er seit 2015 als Cheftrainer arbeitete. Die Baden-Württemberger führte er 2015/2016 in die 2. Bundesliga ProA und 2018/19 sogar in die Playoffs. Demgegenüber stehen drei Abstiege, die nur durch den Rückzug einer anderen Mannschaft beziehungsweise das Aussetzen des Abstiegs durch die Corona-Pandemie verhindert wurden. Allerdings hatte Reinboth in Ehingen nicht die Voraussetzungen, die er nun in Jena hat. Er musste mit wenig Geld auf viele junge Spieler setzen.
Auch deshalb wird er bei Science City von den Verantwortlichen als Ideallösung gesehen, um die vom Club vorgegebene Neuausrichtung umzusetzen. „Domenik Reinboth hat sowohl durch seine Arbeit in den zurückliegenden Jahren, aber auch in den persönlichen Gesprächen einen sehr guten Eindruck vermittelt“, sagt Geschäftsführer Lars Eberlein. „Er passt perfekt zu unseren Vorstellungen und konnte sich vollumfänglich mit unserem Konzept identifizieren.“
Domenik Reinboth ist neuer Jena-Trainer.
Reinboth, der einen Zweijahresvertrag erhält, muss sich bei seiner Arbeit an gewisse Vorgaben halten. So hat Science City Nachwuchsakademie-Leiter Torsten Rothämel ein Mitbestimmungsrecht eingeräumt,
was die Vergabe von Plätzen im 12er-Kader betrifft. Mindestens vier Spieler sollen U22-Talente sein, die Reinboth in Abstimmung mit Rothämel benennt. Nach aktuellem Stand dürfte die Auswahl aber nicht schwerfallen: Neben den schon unter Menz zum Kader gehörenden Vuk Radojicic (19), Lorenz Bank (20) und Rafael Rodrigues (20) muss nur noch Talent Nummer vier gefunden werden, da Melvin Jostmann (20) den Verein in Richtung Leverkusen verlassen hat.
Darüber hinaus kann Reinboth im Aufstiegsrennen auf vier Importspieler und vier gestandene deutsche Spieler zurückgreifen. Von den etablierten heimischen Basketballern ist ein Platz an Stephan Haukohl vergeben. Auf zwei Leistungsträger der vergangenen Saison kann Jenas neuer Chefcoach dagegen nicht bauen: Kapitän Dennis Nawrocki und Center Robin Lodders. Beide hätte der Club gern gehalten, wollte aber mit Angeboten anderer Vereine nicht mithalten. Nawrocki wechselt in die BBL, Lodders zu einem Ligakonkurrenten.
Die Neuausrichtung, die auch die Schaffung eines Sportrates vorsieht, der die Umsetzung der Vorgaben des Clubs regelmäßig überprüfen soll, ist auch der wirtschaftlichen Situation geschuldet. Der Verein muss Einsparungen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie vornehmen. Frank Menz war nach dem BBL-Abstieg vor zwei Jahren angetreten, um bundesliga-taugliche Strukturen für den Wiederaufstieg zu schaffen. Der breite Kader und ein großer Trainerstab müssen nach zwei verpassten Anläufen jetzt zurückgefahren werden, was auch ein Grund für das Menz-Aus trotz eines noch gültigen Zweijahresvertrags war.
Wohin die Neuausrichtung und Domenik Reinboth den Verein führen, muss die Zukunft zeigen. „Sobald das Team steht, werden wir gemeinsam daran arbeiten, um uns sportlich leistungsfähig und perspektivisch mit Blickrichtung BBL aufzustellen“, hat der 38-Jährige ambitionierte Ziele.