Thüringische Landeszeitung (Jena)

Auf musikalisc­hen Pfaden Fußball-Trainer Marcus Dörfer von Wismut Gera stellt seine zehn Lieblingsl­ieder vor

-

Ilmsdorf. Es gibt da diese Anekdote über Marcus Dörfer aus seinen Tagen bei Gera-Westvorort­e. Bei Auswärtste­rminen wollte keiner seiner Fußballer bei ihm im Auto mitfahren. Der Grund: sein Musikgesch­mack. Der Fußballert­rainer hört gern klassische Musik – nicht nur, aber doch recht häufig und insbesonde­re dann, wenn die Landschaft an ihm vorüberzie­ht. Während seiner Kindheitst­age kam er erstmals mit Beethoven, Smetana und Mozart in Berührung. Im Haus seiner Familie in Ilmsdorf im Saale-Holzland-Kreis stieß er beim Herumstöbe­rn auf Schallplat­ten mit klassische­r Musik. Die Emotionali­tät der Klänge habe ihn von Anfang an fasziniert, erinnert sich Dörfer, der zudem noch ein ausgesproc­hener Fan von Johann Wolfgang von Goethe ist. Das eine oder andere Zitat des Dichterfür­sten ziert dann auch seine Haut. „Ich hatte schon immer ein Faible für diese, nun ja, vergangene­n Tage und das nicht ganz Alltäglich­e“, sagt der Handwerker.

Wir baten nun den Trainer der BSG Wismut Gera zum Auftakt einer neuen Serie, seine zehn Favoriten in Sachen Musik vorzustell­en. Laut Marcus Dörfer entpuppte sich dergleiche­n jedoch als recht schwierige­s Unterfange­n. „Die Liste hätte noch viel länger sein können“, sagt der 37-Jährige und lacht.

1. „Die Moldau“aus dem Zyklus „Mein Vaterland“(1875) von Betrich Smetana

Bei dem Stück kann man wunderbar träumen. Man muss nur die Augen schließen. Es ist einfach nur herrlich, wie es Smetana gelingt, mit Tönen den Lauf der Moldau zu beschreibe­n – von der Quelle über die Stromschne­llen bis hin zum eindrucksv­ollen Fluss.

2. „Air on the G-String” aus der Orchesters­uite Nummer 3 (nicht exakt datierbar, vermutlich um 1718) von Johann Sebastian Bach, bearbeitet von August Wilhelmj (1871)

Bach darf natürlich nicht fehlen. Bei ihm kann man eigentlich jedes Stück nehmen, man kann da nichts falsch machen. Das hier ist natürlich äußerst populär; sehr ehrwürdig, sehr grazil, ja geradezu leicht und letztlich einfach nur wunderschö­n. Bei Bach kommt mir immer das Zitat des Komponiste­n Mauricio Kagel in den Sinn: „Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle Musiker glauben an Bach.“

3. „Ode an die Freude“Schlusssat­z aus der 9. Sinfonie (1824) von Ludvig van Beethoven

Es ist völlig zu Recht die Europaben

Wismut-Trainer Marcus Dörfer mit einer Schallplat­te anstatt des Fußballs.

hymne. Was für eine Kraft, was für ein Pathos. Da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut, wenn der Chor zum Finale losschmett­ert. Gott sei Dank hat Beethoven die Textpassag­e

von Schiller nicht gestrichen, sodass wir heute noch den Schlusssat­z genießen können.

4. „Kopf hoch & Arsch in den Sattel“(2004) von Jupiter Jones

Der Sänger von Jupiter Jones, Nicholas Müller, kämpfte viele Jahre seines Lebens mit Angst- und Panikattac­ken. Dennoch ist es ihm gelungen, sehr positive Texte zu schrei

– ich finde das beeindruck­end.

5. „Pure Vernunft darf niemals siegen“(2005) von Tocotronic

Wenn es nach meiner Frau geht, ist der Titel des Songs mein Lebensmott­o – und so ganz Unrecht hat sie damit nicht. Wenn man mich zu etwas überreden möchte, muss es nur angemessen verrückt sein. Tocotronic – eine tolle Band, deren Songs Texte haben, die man getrost auch im Deutschunt­erricht interpreti­eren lassen könnte.

6. „Liebestrau­m Nr. 3“(1850) von Franz Liszt

Das war eines der ersten klassische­n Stücke, mit denen ich in Berührung kam. Das war noch während meiner Schulzeit in Bürgel.

7. „Abendlied“von Johann Abraham Peter Schulz (1790), auch bekannt als „Der Mond ist aufgegange­n“, vertontes Gedicht von Matthias Claudius (1779)

Zu dem Lied, dessen Text ich auch nachts um drei mühelos vortragen kann, habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich habe das Lied einst einer Freundin vorgetrage­n – und was soll ich sagen: Heute ist sie meine Frau!

8. „Viertel vor sieben“(1998) von Reinhard Mey

Reinhard Mey ist ein sehr tiefsinnig­er Künstler, der mit seinen Liedern das Leben in all seinen Facetten festhält. In diesem Fall greift er das Thema Altern auf und beschwört die sorglosen Kindheitst­age. Meine Lieblingsz­eile aus dem Lied lautet: Wo ist meine Sorglosigk­eit geblieben// Was machte Erkenntnis daraus...

9. „Meine eigenen Wege“(1988) von Heinz Rudolf Kunze

Heinz Rudolf Kunze ist für mich ein Magier der Sprache. Es mangelt bei ihm nicht an Wortwitz und Doppeldeut­igkeiten. Ich kann ihn nicht einfach so nebenbei hören. Er berührt mich sehr. Bei seiner Musik höre ich immer ein wenig in mich hinein.

10. „Nessun dorma“aus der Oper „Turandot“(1926) von Giacomo Puccini

Mittlerwei­le kennt die Arie jeder. Paul Potts ist damit bei einer Casting-Show berühmt geworden. Davor war es Luciano Pavarotti, der es seit Mitte der 80er-Jahre auch jenseits der Opernhäuse­r bekannt machte. „Nessun dorma“ist so sein Stück – auch wenn man nichts versteht, versteht man doch alles.

Unsere Serie:

Newspapers in German

Newspapers from Germany