Thüringische Landeszeitung (Jena)

Das Spiel ist aus für El Chapos Frau

Emma Coronel Aispuro heiratete den Kartellche­f mit 18. Jetzt steht sie selbst vor Gericht

- Von Oliver Stöwing

Berlin. Die „Kim Kardashian von Sinaloa“wird sie genannt, benannt nach der US-Glamour-Ikone und ihrem mexikanisc­hen Heimatbund­esstaat. Die ehemalige Schönheits­königin Emma Coronel Aispuro wirkte in einer Reality-TV-Show beim Sender VH1 mit und entwarf eine eigene Modelinie. Sie selbst trug am liebsten spitze Stilettos, Prada und Louis Vuitton.

Ihre Luxusgarde­robe hat sie nun eingetausc­ht gegen einen grünen Gefängniso­verall, kombiniert mit einer weißen Atemschutz­maske. So erschien sie vor Gericht in Washington. Die 31-Jährige ist die Ehefrau von Joaquín „El Chapo“Guzmán, früher der mächtigste und gefürchtet­ste Drogenboss der Welt. Mit einem Verbrecher verheirate­t zu sein, ist noch kein Verbrechen. Und so spielte Coronel sich in Interviews zur naiven Trophäenfr­au herunter. „Er hat mich mit Freundlich­keit und seinen guten Manieren erobert“, sagte sie über ihren Ehemann, der 33 Menschen eigenhändi­g getötet haben soll und dessen Sinaloa-Kartell nach Schätzunge­n für 300.000 Tote verantwort­lich ist.

2019 wurde der heute 64-Jährige in New York zu einer lebenslang­en Haftstrafe plus 30 Jahren verurteilt. „Ich bin mir nicht bewusst darüber, dass er mit Drogen handelt. Ich liebe ihn“, erzählte sie ein anderes Mal.

Mit dieser gespielten Ahnungslos­igkeit ist nun Schluss. Auf Spanisch bekannte sie sich vor Richter Rudolph Contreras in allen Anklagepun­kten für schuldig. Die wären: Verschwöru­ng zum Schmuggel von Drogen, Verschwöru­ng zu Geldwäsche und Verletzung von US-Sanktionen gegen ihren Mann. Das Urteil fällt am 15. September. Coronel droht lebenslang­e Haft.

Die 31-Jährige war am 22. Februar am Flughafen von Washington festgenomm­en worden und ist seitdem in Haft. Ihr wird auch vorgeworfe­n, zusammen mit anderen Guzmán bei der spektakulä­ren Flucht aus einem mexikanisc­hen Hochsicher­heitsgefän­gnis im Jahr

2015 geholfen zu haben. Der 1,68Meter-Mann hatte sich einen 1,5 Kilometer langen Tunnel zwischen Zelle und Freiheit graben lassen.

Ihre Unterstütz­ung kommt dem Klischee der Gangsterbr­aut, die ihrem Gatten eine Feile im Kuchen versteckt in die Zelle schmuggelt, recht nahe. Sie verbarg in mitgebrach­tem Essen eine Uhr mit GPSSender. Die ermöglicht­e es El Chapos Helfern, die Lage seiner Duschkabin­e auszumache­n, des einzigen Bereichs seiner Zelle, der nicht videoüberw­acht wurde.

Hochzeit am

18. Geburtstag

Seine Frau handelte mit Millionen aus Drogengesc­häften, so die Anklage weiter, und wusch sie, indem sie Luxusimmob­ilien kaufte. Auch bestach sie Sicherheit­skräfte im mexikanisc­hen Gefängnis, die ihrem Mann das Leben hinter Gittern erleichter­ten. Später, vor Guzmáns Auslieferu­ng an die USA im Januar 2017, soll sie eine weitere Gefängnisf­lucht mitgeplant haben.

Im Prozess soll bewiesen werden, dass die Angeklagte führende Positionen im Kartell bekleidete und es sogar ganz leitete, wenn ihr Mann im Gefängnis war – trotz ihrer Jugend. Denn Coronel wurde hineingebo­ren in die düstere Welt der Drogenkart­elle. Bereits ihr Vater und ihr Onkel bekleidete­n hohe Positionen bei El Chapo. Als Teenager tanzt sie mit ihm bei einem Familienfe­st. Sie habe keine Ahnung gehabt, wer er sei. Dass er sein Geld nicht als Arzt oder Anwalt verdient, wird ihr jedoch bewusst gewesen sein. An ihrem 18. Geburtstag wird sie die vierte Frau des 50-Jährigen. Ihre Zwillinge sind wahrschein­lich Kind Nummer 14 und 15 für den Vater – Genaueres ist nicht bekannt.

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Drogenboss-Gattin Emma Coronel Aispuro 2019 in New York: Damals stand sie ihrem gefürchtet­en Ehemann Joaquín „El Chapo“Guzmán bei seinem Prozess bei. FOTO: SPENCER PLATT / AFP
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FOTO: VERDUGO / PA El Chapo bei seiner Festnahme 2014 in Mexiko

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