Thüringische Landeszeitung (Jena)
Kaffee und Zigaretten
Der „Einwerfer“Bodo Baake wird 80
Wer ist dieser Mensch, der Woche um Woche, die große Zehe in den Spülsaum der Ostsee gestreckt, pünktlich wie die Sanduhr seine Einwürfe gen Weimar befördert? Wortgewaltige, sprachverliebte Depeschen der unverwechselbaren montäglichen Art. Der, obgleich es ihn im Alter ins Maritime zog, weiter unermüdlich im Thüringer Becken rudert, um seinen Leserinnen und Lesern mit vergnüglichen Weisheiten den Tag zu vergolden.
Bodo Baake – ein einst im Schiefergebirge gestrandeter Wikinger? Schreibender Wal-Verwandter oder subversiver Wasserstandsmelder? „Der Frühling“, warf der TLZ-Kolumnist der ersten Stunde einmal den Weimarern ins Osternest,
„ist ein weithin überschätztes
Ereignis. Wie der Euro, die Ökosteuer und das Bernsteinzimmer.“Denn mit der Gefühlshatz sei es wie bei der Jagd auf Wildschweine: „Beim Zielen beachte: Vorne zu kurz und hinten zu schnell.“
Unter dem Stichwort Baake fördert das weltweite Fangnetz aus der Tiefe: geboren 1941 in Magdeburg, Maurerlehrling, Bauarbeiter, Weimarer ABF-Absolvent, Journalistikstudent, Kulturredakteur und -ressortleiter der TLZ zu Weimar. Dort, auf dem Kickelhahn seiner Karriere, durfte ich für ihn Kaffee kochen. Fünf bis zehn Kannen am Tag, je nach Länge der Theaterkritiken, an denen er gerade schrieb. Sein Geist war klar, doch das Konterfeit verschwommen, da stets von Zigarettenrauch umwölkt. Die „Einwürfe“begannen 1992 und nähern sich der magischen Tausend. Wulf Kirsten lobte: Baakes Stärke bestehe darin, am Stimmungsbarometer die Tageswerte so abzulesen, dass der Leser merke, da redet einer über mich.
Zum morgigen 80. Geburtstag alles Gute, lieber Bodo Baake! Viel Kaffee und Zigaretten! Und immer eine Wortbreite Glück unterm Kiel!