Thüringische Landeszeitung (Jena)
Steinmetzin zieht es ins Altenburger Land zurück
Für Jacqueline Hausotte ist die Restaurierung eines alten Mausoleums in Gößnitz nur der erste Schritt ihrer Rückkehr
Ein unscheinbar verwunschener Ort in der Kleinstadt: Für Jacqueline Hausotte hatte der Gößnitzer Friedhof schon in Kindheitstagen etwas magisch Anziehendes. Derzeit restauriert sie auf diesem Gelände ein über hundert Jahre altes Mausoleum. Für sie gehört das mit dazu, wieder in die alte Heimat zurückzufinden.
Der Friedhof in ihrer Heimatstadt Gößnitz ist für Jacqueline Hausotte seit ihrer Kindheit ein Sehnsuchtsort . Er habe ihre Liebe und Neugierde zu allem Alten und generell zu Friedhöfen geweckt: „Dieser Ort hat etwas Behütendes, Beschützendes und Verzauberndes an sich“, sagt sie. Der Werdegang von Jacqueline Hausotte ist ein interessantes Beispiel dafür, dass es auch unerwartete Perspektivwechsel im Leben gibt.
Das Lehramtsstudium erwies sich bald als der falsche Weg
In einem Akademikerhaushalt sei es ganz normal gewesen, dass studiert werde, erklärt die heutige Steinmetzin. Das Studium für das Lehramt Deutsch und Geschichte sei für sie jedoch nicht das Richtige gewesen: „Man darf einen Weg auch einfach ändern, wenn er nicht passt. Das ist eine ganz wichtige Erfahrung.“Für zwei Jahre studiert Jacqueline Hausotte Kunstgeschichte. Einen faszinierenden Einman druck habe sie von verfallenen Grabmälern auf böhmischen Friedhöfen bei einer Reise im Jahr 2000 gewonnen. Das theoretische Studium schien ihr zunehmend zu trocken: „Ich wollte verstehen, wie solche Grabmale macht und wollte selbst gestalten.“Sie absolviert die Steinmetzausbildung im Jahr 2005 und schließt 2016 ihre Meisterprüfung erfolgreich ab. Heute leitet sie einen eigenen Steinmetzbetrieb mit mehreren Mitarbeitern in Leipzig.
Es geht darum, Angehörigen ein wenig Trost zu spenden
Für Jacqueline Hausotte sei es vor allem auch der Umgang mit den Menschen, der ihren Beruf auszeichnet. Sie versuche für jeden Angehörigen eine eigene Sprache in den Grabdenkmalen zu finden: „Es ist etwas Tolles, den Menschen zuzuhören und sie in ihrer Trauer aufzufangen.“Es sei die Arbeit am Material selbst, die Jacqueline Hausotte begeistert: „Am Stein zu stehen und dabei komplett eingestaubt sein… Da merkt man, dass der Stein etwas erwidert.“
Bald wird Jacqueline Hausotte ihrem Sehnsuchtsort in Gößnitz noch näher sein können. Sie habe im alten Heimatstädtchen eine Wohnung und eine alte Sporthalle gekauft, sagt sie. Dort wolle sie neben dem Hauptbetrieb in Leipzig ein zweites Atelier einrichten. In die Heimat zurückzukehren, sei für sie eine Form inneren Frieden zu finden: „Als Jugendliche wollte ich nur weg. Nun merke ich, dass dort meine Wurzeln liegen. Da ist etwas, was mir eine unglaubliche Ruhe und Energie gibt.“