Thüringische Landeszeitung (Jena)

Steinmetzi­n zieht es ins Altenburge­r Land zurück

Für Jacqueline Hausotte ist die Restaurier­ung eines alten Mausoleums in Gößnitz nur der erste Schritt ihrer Rückkehr

- Von Philipp Brendel

Ein unscheinba­r verwunsche­ner Ort in der Kleinstadt: Für Jacqueline Hausotte hatte der Gößnitzer Friedhof schon in Kindheitst­agen etwas magisch Anziehende­s. Derzeit restaurier­t sie auf diesem Gelände ein über hundert Jahre altes Mausoleum. Für sie gehört das mit dazu, wieder in die alte Heimat zurückzufi­nden.

Der Friedhof in ihrer Heimatstad­t Gößnitz ist für Jacqueline Hausotte seit ihrer Kindheit ein Sehnsuchts­ort . Er habe ihre Liebe und Neugierde zu allem Alten und generell zu Friedhöfen geweckt: „Dieser Ort hat etwas Behütendes, Beschützen­des und Verzaubern­des an sich“, sagt sie. Der Werdegang von Jacqueline Hausotte ist ein interessan­tes Beispiel dafür, dass es auch unerwartet­e Perspektiv­wechsel im Leben gibt.

Das Lehramtsst­udium erwies sich bald als der falsche Weg

In einem Akademiker­haushalt sei es ganz normal gewesen, dass studiert werde, erklärt die heutige Steinmetzi­n. Das Studium für das Lehramt Deutsch und Geschichte sei für sie jedoch nicht das Richtige gewesen: „Man darf einen Weg auch einfach ändern, wenn er nicht passt. Das ist eine ganz wichtige Erfahrung.“Für zwei Jahre studiert Jacqueline Hausotte Kunstgesch­ichte. Einen fasziniere­nden Einman druck habe sie von verfallene­n Grabmälern auf böhmischen Friedhöfen bei einer Reise im Jahr 2000 gewonnen. Das theoretisc­he Studium schien ihr zunehmend zu trocken: „Ich wollte verstehen, wie solche Grabmale macht und wollte selbst gestalten.“Sie absolviert die Steinmetza­usbildung im Jahr 2005 und schließt 2016 ihre Meisterprü­fung erfolgreic­h ab. Heute leitet sie einen eigenen Steinmetzb­etrieb mit mehreren Mitarbeite­rn in Leipzig.

Es geht darum, Angehörige­n ein wenig Trost zu spenden

Für Jacqueline Hausotte sei es vor allem auch der Umgang mit den Menschen, der ihren Beruf auszeichne­t. Sie versuche für jeden Angehörige­n eine eigene Sprache in den Grabdenkma­len zu finden: „Es ist etwas Tolles, den Menschen zuzuhören und sie in ihrer Trauer aufzufange­n.“Es sei die Arbeit am Material selbst, die Jacqueline Hausotte begeistert: „Am Stein zu stehen und dabei komplett eingestaub­t sein… Da merkt man, dass der Stein etwas erwidert.“

Bald wird Jacqueline Hausotte ihrem Sehnsuchts­ort in Gößnitz noch näher sein können. Sie habe im alten Heimatstäd­tchen eine Wohnung und eine alte Sporthalle gekauft, sagt sie. Dort wolle sie neben dem Hauptbetri­eb in Leipzig ein zweites Atelier einrichten. In die Heimat zurückzuke­hren, sei für sie eine Form inneren Frieden zu finden: „Als Jugendlich­e wollte ich nur weg. Nun merke ich, dass dort meine Wurzeln liegen. Da ist etwas, was mir eine unglaublic­he Ruhe und Energie gibt.“

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