Thüringische Landeszeitung (Jena)
Drama um Christian Eriksen Dänemarks Mittelfeldstar bricht während des Spiels zusammen und wird wiederbelebt
Kopenhagen. Es sei das schönste gewesen, Christian wieder lächeln zu sehen, erzählte Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand am Sonntagnachmittag. Als er auf einer Pressekonferenz eine Nacht nach dem dramatischen Zusammenbruch von Christian Eriksen vom Gesundheitszustand seines Spielers berichtete, dem es den Umständen entsprechend „okay“gehe. Schon am Morgen schaltete sich die dänische Nationalmannschaft per Video in das Krankenhauszimmer ihres Kollegen und da habe Eriksen lachen können, so Hjulmand.
Zuvor hatte die Zeit beim Spiel gegen Finnland (0:1) stillgestanden, als der dänische Nationalspieler am Samstag in der ersten Halbzeit kollabiert war. Die Notärzte kämpften mit Herzdruckmassagen um sein Leben, vor dem Fernseher bangten Millionen Menschen mit. Die Mitspieler, viele mit Tränen in den Augen, bildeten einen Sichtschutz um Eriksen. „Er war schon weg. Es war ein Herzstillstand“, sagte Dänemarks Mannschaftsarzt Martin Boesen am Sonntag. „Wir haben es geschafft, ihn zurückholen.“
Der Grund für den Herzstillstand bleibt bislang unklar. Erst nach knapp 50 Minuten wurde der 29Jährige Eriksen unter dem Applaus der Zuschauer vom Rasen transportiert, ins Krankenhaus gebracht. Das Spiel blieb für 107 Minuten unterbrochen, wurde dann fortgesetzt. Joel Pohjanpalo köpfte das
Tor für EM-Neuling Finnland (60.), Lukas Hradecky entschärfte einen Elfmeter von Pierre-Emile Hojberg (74.). Das sportliche Geschehen rückte jedoch weit in den Hintergrund. Von diesem Tag in Kopenhagen bleiben vor allem Helden wie Dänemarks Kapitän Simon Kjaer und Mannschaftsarzt Boesen. Zudem drängt sich eine Frage auf: Hätte die Partie überhaupt wieder angepfiffen werden dürfen? „Wir hatten zwei Optionen: Das Spiel fortzusetzen oder morgen um 12 Uhr zu spie- len. Aber jeder wollte heute weiter- spielen“, erklärte Dänemarks Trai- ner Kasper Hjulmand nach der Par- tie. „Die Spieler waren sich sicher, heute nicht mehr schlafen zu kön- nen. Morgen zu spielen, hätte die Si- tuation noch schwerer gemacht. So haben sie beschlossen, es hinter sich zu bringen.“Beteiligte erzähl- ten, dass es Eriksens Wunsch gewesen sei, weiterzuspielen. Trotzdem kritisierten viele die Entscheidung. Wenn so etwas passiere, seien die Spieler „voller Emotionen und ha- ben nicht die Übersicht, um wichti- ge Entscheidungen zu treffen“, meinte etwa Dänemarks Fußball- Legende Michael Laudrup.
Die Dänen pausieren nun vorerst mit dem Training. Die Spieler erhal- ten psychologische Hilfe. Stars wie Portugals Cristiano Ronaldo unter- stützten Eriksen in den sozialen Medien. Der DFB veröffentlichte ein Foto, auf dem die gesamte Natio- nalelf vor einem Bild von Eriksen posiert. „Wir sind in Gedanken bei Dir“, schrieb der DFB dazu.