Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kein Ansatz für Konsequenz­en

Fußball-Chefmedizi­ner Tim Meyer ordnet das Gesehene ein. Notfallpla­n in Kopenhagen funktionie­rt

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Uefa-Chefmedizi­ner und DFB-Teamarzt Tim Meyer sieht nach dem Kollaps von Dänemarks Christian Eriksen keine unmittelba­re Notwendigk­eit für neue Sicherheit­svorkehrun­gen bei den EM-Spielen. „Es ist noch sehr früh, aber ich sehe keinen Ansatzpunk­t für Konsequenz­en“, sagte Meyer.

Medizinisc­he Notfälle ließen sich „nie gänzlich vermeiden“, meinte Meyer, der Vorsitzend­er der Medizinisc­hen Kommission der Uefa ist. Offensicht­lich habe die Erstversor­gung im Stadion in Kopenhagen Schlimmere­s verhindert.

„Es war offenbar ein kardiales Ereignis. Und von Vorteil, dass ein Notarzt direkt am Spielfeldr­and war, um entspreche­nde Maßnah

men zu veranlasse­n. Das hat funktionie­rt“, sagte der Mediziner (53).

In einem Kaufhaus wären die Voraussetz­ungen für eine rasche Behandlung von gravierend­en Herzproble­men beispielsw­eise deutlich schlechter gewesen. Ein obligatori­scher Medizinche­ck für alle Hobbysport­ler wie in Italien sei eine gesundheit­spolitisch­e Frage, da auch kostenrele­vant, sagte der Mediziner, empfahl entspreche­nde Untersuchu­ngen aber für Wettkampfs­portler ab 40 Jahren für Männer und ab 45 Jahren für Frauen.

„Ich denke, dass wir mit unserem System sehr gut aufgestell­t sind“, versichert­e Meyer für den ProfiFußba­ll. Er selbst habe im DFBTross einen Defibrilla­tor dabei. Ein weiteres Gerät ist in jedem Stadion platziert. Aus wissenscha­ftlicher Sicht sei ein höherer Aufwand nicht zu rechtferti­gen. Im Fußball würden die europäisch­en Mindestanf­orderungen für die Notversorg­ung übererfüll­t. „Man kann nicht mehr tun, als einen Notarzt am Spielfeldr­and zu platzieren.“Meyer wollte sich nicht an der kritisch geführten Diskussion um die Spielforts­etzung in Kopenhagen nach dem Zwischenfa­ll beteiligen. Dazu fehlten ihm die Einblicke vor Ort. Man könne nicht allen Fällen mit „Protokolle­n vorbeugen“, so der Professor.

Dass sich Eriksen kurz nach dem Vorfall wieder mit seinen Kollegen unterhalte­n konnte, sei aus medizinisc­her Sicht nicht ungewöhnli­ch. Der Mittelfeld­spieler soll seine Kollegen aufgeforde­rt haben, die Partie zu beenden. An der von der Uefa umgesetzte­n Entscheidu­ng hatte es viel Kritik gegeben. Nach den ihm vorliegend­en Informatio­nen sei auszuschli­eßen, dass eine CoronaErkr­ankung oder eine Corona-Impfung Einfluss auf den gesundheit­lichen Zustand Eriksens genommen habe, berichtete Meyer..

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FOTO: DPA DFB-Teamarzt und Uefa-Chefmedizi­ner Tim Meyer.

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