Thüringische Landeszeitung (Jena)
„Dicht dran“
Deutsche Hockey-Frauen und -Männer verlieren das EM-Finale jeweils knapp gegen die Niederlande
Amsterdam. Direkt nach dem Abpfiff des EM-Finales flossen bei den deutschen Hockey-Damen ein paar Tränen, doch wenige Minuten später bei der Siegerehrung hatten einige wieder ein leichtes Lächeln im Gesicht. Trotz der 0:2-Niederlage gegen den Titelverteidiger Niederlande in Amsterdam bewies der deutsche Olympia-Kader am Sonntag erneut, dass er mit dem Weltranglisten-Ersten mithalten kann.
„Ich habe den Mädels gesagt, dass wir wieder dicht dran waren“, resümierte Bundestrainer Xavier Reckinger. „Aber es hat nicht gereicht, weil wir den Druck, den wir in der zweiten Halbzeit erzeugt haben, nicht in Zählbares umsetzen.“
Deutschland hatte sich mehrere Torchancen erspielt, darunter sogar acht Strafecken. „Diesmal waren wir absolut auf Augenhöhe“, sagte Routinier Cécile Pieper. „Es liegt halt am Ende dran, dass der Ball bei uns nicht über die Linie geht.“Beste deutsche Spielerin vor 3500 Zuschauern im Wagener Stadion war dennoch Torfrau Julia Sonntag, die ihre Vorderleute schon nach 16 Sekunden vor einem Rückstand bewahrte.
Auch die erste Strafecke des Weltmeisters konnte die Kölnerin parieren, ehe sie nach einer Eckenvariante von Marloes Keetels (18. Minute) geschlagen war. Noch vor der Halbzeitpause kam Deutschland zu fünf Strafecken, aber weder Sonja Zimmermann (21.) noch Nike Lorenz (23.) trafen.
Nach Wiederanpfiff spielte die DHB-Auswahl weiter mutig nach vorn, kam aber zu selten zum Abschluss. Die beste Möglichkeit zum 1:1 hatte Lisa Altenburg (45.), als sie in Überzahl ein Zuspiel von Charlotte
Stapenhorst nicht verwerten konnte.
Auch im Schlussviertel hatten die Gäste gute Chancen, aber drei weitere Strafecken (47.) blieben ungenutzt. Dies rächte sich, als Frédérique Matla (56.) nach Ballverlust von Selin Oruz einen Konter zum 2:0 abschloss. „Das war ein Geschenk von uns“, sagte Reckinger, der seine Damen schon in zwei Wochen in Valencia zum letzten Lehrgang vor Olympia versammelt. „Wir haben jetzt viele Sachen, die wir mitnehmen können“, meinte der Belgier. „Ich sehe noch etliche Stellschräubchen bei der Spielsteuerung, wie wir Chancen erarbeiten und welche Entscheidungen wir treffen.“
Bereits am Samstag hatten die deutschen Herren ihr Endspiel mit 1:4 im Penaltyschießen gegen die Niederlande verloren und damit den ersten EM-Titel seit 2013 verpasst. Dabei führte der OlympiaDritte bis wenige Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit mit 2:1, kassierte dann aber den Ausgleich mit der Schlussstrafecke. „Die Enttäuschung ist riesig, weil wir gemerkt haben, das Team ist bereits so weit, um Turniere zu gewinnen“, sagte Bundestrainer Kais al Saadi. „Die letzten neun Sekunden hätten wir aber wirklich nicht gebraucht.“
Christopher Rühr (21.) hatte den zunächst überlegenen deutschen Olympia-Kader per Siebenmeter in Führung gebracht, ehe ein von Lukas Windfeder (34.) abgefälschter Ball zum 1:1 führte. Dennoch gelang Constantin Staib (56.) das 2:1, die Niederlande erzwangen aber mit der Schlussstrafecke den Shootout. Dort traf nur NiederlandenLegionär Florian Fuchs. „Auch solche Ausgänge gehören zum Sport dazu. Wir haben heute unser bestes Turnierspiel gemacht“, sagte Kapitän Tobias Hauke. Für beide DHBTeams war es die erste Niederlage im jeweils fünften EM-Spiel.