Thüringische Landeszeitung (Jena)

Eine Partei, zwei Lager

- Fabian Klaus über die Zerrissenh­eit der Thüringer FDP

Die Thüringer Liberalen halten zu ihrem Landesvors­itzenden. Aller Kritik an seiner Wahl zum Ministerpr­äsidenten zum Trotz – die Wiederwahl mit mehr als 70 Prozent zum Parteichef zeigt auch, dass der 5. Februar 2020 in der Partei deutliche Spuren hinterlass­en hat.

Nachdem die rechtsextr­eme AfD erstmals mit für die Wahl eines Regierungs­chefs in einem deutschen Parlament sorgte, war klar: Hier sind CDU und FDP den Bund mit dem Rechtsextr­emismus eingegange­n. Was stimmt: Eine in weiten Teilen rechtsextr­eme AfD hat dafür gesorgt, dass ein Liberaler Ministerpr­äsident geworden ist. Der hat es geschehen lassen und damit eine Regierungs­krise ausgelöst. Warum? Er selbst wollte diesen Deutungen keine weitere hinzufügen und kam damit durch. Er wollte vielleicht auch einfach nicht dokumentie­rt sehen, dass er das hätte vorausahne­n können – auch wenn es die unwahrsche­inlichste aller Varianten gewesen ist. Und Kemmerich weiß: Es gibt in der Thüringer Bevölkerun­g auch viele Menschen, die bis heute nicht nachvollzi­ehen können, warum aus dieser Wahl ein Skandal geworden ist.

Nach dem Parteitag ist Kemmerich jetzt gestärkt. Auch eine Spitzenkan­didatur bei einer möglichen Landtagswa­hl scheint nicht mehr ausgeschlo­ssen. Je länger es dauert, bis das Parlament gewählt wird, umso wahrschein­licher wird auch dieses Szenario.

Allerdings: Die Liberalen, die in den Umfragen gut dastehen, werden schauen müssen, wie sie wirklich zur Einigkeit zurückfind­en. Das Lager gegen Kemmerich steht, und die Partei ist nach wie vor zerrissen. Das haben die Wahlen beim Parteitag mit ihren Ergebnisse­n deutlich dokumentie­rt.

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