Thüringische Landeszeitung (Jena)
Personal-Karussell am Theater Nordhausen
Operndirektorin Anette Leistenschneider verlässt das Haus. Der neue Generalmusikdirektor Pavel Baleff kommt ein Jahr später
Von Wolfgang Hirsch
Nordhausen.
Nach fünf Jahren Amtszeit stehen dem Nordhäuser Intendanten Daniel Klajner dramatische Personalwechsel ins Haus. Für die neue Saison 2021/22, in der er elanvoll aus der Corona-Pause starten will, setzt Klajner einen Schwerpunkt auf unterhaltsame Genres und hält an der herausfordernden Idee fest, Wagners „Tristan und Isolde“aufzuführen. Längst überfällig, wird auch die Uraufführung von Christoph Ehrenfellners „Kain und Abel“nachgeholt.
Anstelle Anja Eisners, die 2020 als „Theater-Urgestein“in den Ruhestand trat, rückte Juliane Hirschmann zur Chefdramaturgin auf.
GMD Michael Helmrath steht für eine Übergangsfrist – quasi Altersteilzeit – nur mit halbiertem Pensum zur Verfügung. Der Amtsantritt seines designierten Nachfolgers Pavel Baleff verzögert sich, laut Klajner coronabedingt, noch um ein Jahr. Baleff will daneben der Philharmonie Baden-Baden als „Dirigent in Residenz“bis 2027 verbunden bleiben und als Musikdirektor ab 2022 im französischen Limoges Verantwortung übernehmen.
So überraschend, dass es Klajner erst auf Nachfrage erwähnt, verabschiedet sich jetzt Operndirektorin Anette Leistenschneider – mit einer „Tosca“bei den Schlossfestspielen – von ihrem treuen Publikum. Außerdem hinterlässt sie einen „Vetter aus
Dingsda“, eine Lockdown-Produktion. Sie hat mit poetischem Realismus in mannigfaltigen Regiearbeiten eine prägende Handschrift geführt. Die Nachfolge bleibt vakant.
Stattdessen avanciert nun Ballettchef Ivan Alboresi zum Tausendsassa. Er choreografiert „Carmen“nach der von Schtschedrin bearbeiteten Musik Bizets, Schönbergs „Verklärte Nacht“sowie Strawinskys „Petruschka“und führt Regie bei „Tristan und Isolde“sowie den Musicals „A New York Christmas“, „Jane Eyre“und „The Addams Family“. Nach seiner fragwürdigen „Eugen Onegin“-Inszenierung im vorigen Herbst legt Klajner selbst bei Ehrenfellners „Kain und Abel“(Libretto: Klajner/Eisner) sowie der
Schubert-Ausgrabung „Die Zwillingsbrüder“Hand an.
Donizettis „Liebestrank“, Kreislers „Heute Abend: Lola Blau“in Nordhausen sowie Mozarts „Cosí fan tutte“und „Die 3 Musketiere“bei den Schlossfestspielen 2022 in Sondershausen sind als weitere Musiktheater-Neuproduktionen geplant. Fürs Schauspiel bringen die Rudolstädter Kollegen Neil Simons „Sonnyboys“, Mary Chases „Freund Harvey“, Lutz Hübners „Furor“und Steffen Menschings „Hilfe, die Mauer fällt!“vorbei – also fast nur Komödiantisches. Intendant Klajner nennt das „ein wirklich buntes Programm“.