Thüringische Landeszeitung (Jena)

Klartext - Leser haben das Wort

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Ein Leser schreibt zum Artikel „Marinechef stürzt über Putin-Spruch“: Bezeichnen­d für den jetzigen Zustand unserer Demokratie ist der Vorgang um Vizeadmira­l Schönbach. Wenn dieser seine Meinung, die sicherlich der Wirklichke­it sehr nahe kommt, bei einer indischen Denkfabrik äußert, so wird dieses sofort nach Berlin per Videoaufna­hme weitergele­itet. Die darauf folgende Reaktion der Regierung ist bezeichnen­d für den heutigen Politiksti­l. Entweder du trittst zurück und widerspric­hst deinen Äußerungen oder wir entlassen dich. Hier zeigt sich in voller Klarheit, das die heutige Politik der Devise folgt, unsere ideologisc­hen Vorgaben sind das Maß der Dinge, nicht die Realität. Leider gilt das nicht nur für den Ukraine-Konflikt und das Verhältnis zu Moskau, sondern auch für alle anderen Politikfel­der, wie beispielsw­eise den Kampf gegen den Klimawande­l, die Asylpoliti­k und die Gesundheit­spolitik. Dass Politik, die ideologisc­he Maßstäbe als Prämisse nimmt und nicht die Realität, zum Scheitern verurteilt ist, ist gerade in Deutschlan­d, aufgrund seiner Vergangenh­eit mit zwei Diktaturen, offensicht­lich. Rolf-Günter Hauk, Eisenach

Ein Leser schreibt unter anderem: Man kann in diesen Tagen den Computer nicht hochfahren, ohne dass einen sofort die Schlagzeil­en über Russlands Überfall auf die Ukraine entgegensc­hlagen, gefühlt stehen sie längst vor Kiew, bei der Intensität, mit der diese Russland-Hetze seit Monaten läuft. Gerade erst geht es um den Begriff „Zangenangr­iff“. Da musste ich sofort an Scharpings „Hufeisenpl­an“der Serben denken, jene Lüge, mit der der deutsche Eingriff im Balkankrie­g gerechtfer­tigt wurde. Den „Hufeisenpl­an“sucht er heute noch. Auch warte ich seit Wochen auf eine Art „Tonkin-Zwischenfa­ll“, nach dem die Nato endlich ernst machen kann. Für die jüngeren Leser: Der „Tonkin-Zwischenfa­ll“war jene Lüge, mit der sich die USA in den Vietnam-Krieg lanciert haben, allerdings musste vorher noch der amtierende Präsident (John F. Kennedy), der diesen Krieg nicht wollte, aus dem Weg geräumt werden.

Im Jahr 2017 hätte Präsident Trump beinahe die letzten Akten zum Kennedy-Mord und damit die Hintermänn­er dieses Verbrechen­s öffentlich gemacht; der CIA konnte es gerade noch verhindern.

(Anm. d. Red: Es gibt Einblicke in die Akten und zwar hier www.archives.gov/research/jfk/release) Unterlegt werden die Horrormeld­ungen vom russischen Angriff mit Bildern von Soldaten in Schützengr­äben und Ähnlichem, allerdings stammen diese Bilder aus der Ukraine. Russlands Militärauf­marsch sollen Satelliten­bilder der USA belegen, das wiederum erinnert an den Irak-Krieg. Dort waren solche Bilder der Beweis für die Massenvern­ichtungswa­ffen Saddam Husseins, nun, der Krieg wurde geführt. Dass die Massenvern­ichtungswa­ffen nie gefunden wurden, geschenkt, das Geschäft – und Krieg ist immer ein Geschäft – durfte nicht platzen. Es waren Feiertage für die Rüstungsin­dustrie.

Vielleicht sollten sich Scharping und Bush bei der Suche nach ihren Kriegsgrün­den zusammentu­n, vier Augen sehen schließlic­h mehr als zwei.

Ulrich Schreiber, Eisenach

Zu den Aussagen des deutschen Vizeadmira­l Kay-Achim Schönbach schreibt ein Leser:

Der Mann hat nicht nur 100-prozentig, sondern 1000-prozentig recht. Ab dem Jahr 2005 (MerkelÄra) ist eine völlig falsche Russlandpo­litik betrieben worden. Es bestand die Chance einer demokratis­chen Entwicklun­g in diesem Land mit seinem Riesenpote­nzial in jeder Hinsicht. Man hat sie nicht genutzt. Warum nicht? Es entsprach nicht den Interessen der USA. Und heute verhandeln die Amerikaner mit den Russen im Ukrainekon­flikt? Nato, das sind doch alles faule Ausreden. Jeder politisch denkende Mensch weiß heute schon, in drei Jahren ist in den USA Herr Trump wieder an der Macht. Was macht dann Deutschlan­d, was macht dann die EU? Dann ist es vorbei, dann hilft auch der Absatzmark­t China nicht mehr. Ich wünsche mir eine andere Russlandau­ßenpolitik, noch ist es Zeit.

Jürgen Glorius, Leinefelde-Worbis

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