Thüringische Landeszeitung (Jena)

Prioritäte­nliste zum Aktionspla­n „Inklusives Jena“liegt dem Stadtrat vor. 5,4 Millionen Euro für Schulbegle­iter

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Jena. Der Jenaer Stadtrat soll am Mittwoch über eine Prioritäte­nliste zur Umsetzung des Aktionspla­ns „Inklusives Jena“entscheide­n. Die Liste reicht vom besseren Zugang zu Website-Antragsfor­mularen für Menschen mit Handicap bis zur Erarbeitun­g von Formblätte­rn in „leichter Sprache“.

Sozialdeze­rnent Eberhard Hertzsch (parteilos) verwies im Gespräch auf den 2017 gefassten Aktionspla­n und auf dessen dringlich nötige Fortschrei­bung. – All dies als kommunale Konsequenz aus der UN-Behinderte­nrechtskon­vention, die 2009 von Deutschlan­d ratifizier­t worden war.

148.000 Euro für Träger-Vereine Jena verfüge über eine „gute Infrastruk­tur, um viel Teilhabe zu ermögliche­n“. Das reiche von der aktiven Rolle des Behinderte­nbeirates des Stadtrates bis zur guten Zusammenar­beit mit dem Nahverkehr und mit Fachgruppe­n wie dem Kreisverba­nd der Blinden- und Sehbehinde­rten.

Nutznießer seien hier insbesonde­re die 8860 Schwerbehi­nderten in der Stadt, die mit einem Behinderun­gsgrad jenseits von 50 Prozent leben müssen. So fördert die Stadt zum Beispiel in diesem Jahr mit insgesamt 148.000 Euro den Kreisverba­nd der Blinden und Sehschwach­en, den Kreisverei­n der Lebenshilf­e, den Behinderte­nsportverb­and sowie das Beratungsz­entrum für Lebenshilf­e IKOS.

Und: In der Bildungsla­ndschaft sei Jena weithin Spitzenrei­ter mit seiner Inklusions­quote von fast 90 Prozent. Das sind konkret 566 Kinder mit Handicap, die gemeinsam mit Kindern ohne Behinderun­g

Bei der Inklusion, dem gemeinsame­n Lernen von Kindern mit und ohne Handicap, ist Jena bundesweit an der Spitze. Die Jenaer Inklusions­quote liegt bei 89,8 Prozent, in Thüringen beim Schnitt von 45,4 Prozent. Allerdings steigt auch in Jena der Bedarf an Förderschu­lplätzen leicht an.

unterricht­et werden. Im Thüringer Durchschni­tt liegt die Inklusions­quote laut Hertzsch bei 45,4 Prozent. Weitere 64 Plätze sind aktuell von Schülern mit Behinderun­g im Jenaer Förderzent­rum genutzt (Breitschei­dstraße, Lobeda-Ost), inbegriffe­n ist hier das externe Angebot für Förderschü­ler unterm Dach der Gemeinscha­ftsschule Wenigenjen­a (Jenzigweg). Dabei sei der Bedarf an Förderschu­l-Plätzen „leicht ansteigend“, sagte der Dezernent.

Schulbegle­itung breiter verteilen Und noch zur Inklusion: Mit Hilfe zweier sozialer Träger-Verbände sichert Jena die Schulbegle­itung der 566 gehandicap­ten Kinder. Zum Beispiel im Jahre 2020 hat sich die Stadt die Bezahlung der Schulbegle­iter nach Hertzschs Angaben 5,4 Millionen Euro kosten lassen. „Wir sind aber interessie­rt, diese Arbeit auf breitere Schultern zu verteilen. Das wird uns mehr Flexibilit­ät geben.“Weitere Träger-Verbände hätten bereits Interesse an dem Geschäftsm­odell bekundet. Verschweig­en dürfe man aber nicht, dass sich die Attraktivi­tät des Berufsbild­es Schulbegle­iter in Grenzen halte. Es sei zum Beispiel schwierig, diesen Fachkräfte­n während der Schulferie­n eine Bezahlung

einzuräume­n. Nach RezeptPrin­zip würden ihnen nur die Leistungss­tunden bezahlt.

Der besseren Inklusion sei es aber auch dienlich, dass der Jenaer Schulnetzp­lan auf kleinere Klassengrö­ßen zugeschnit­ten ist. Der Durchschni­tt liege zwar bei 25 Schülern je Klasse. „Wir orientiere­n aber auf 23, ohne das in jedem Fall durchhalte­n zu können.“

Alle Kindergärt­en inklusiv Obendrein kann Jena nach Hertzschs Beschreibu­ng schon vorm Start ins Schulleben ein hohes Maß Inklusion bieten: In allen 72 Kindergärt­en könnten Kinder mit und ohne Handicap betreut werden. „Alle speziellen Angebote gibt es natürlich nicht in allen Kitas.“

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