Thüringische Landeszeitung (Jena)
Zwischen Null und Zehntausend
Volle Stadien und Hallen – der Wunsch von Fans und Vereinen bleibt vorerst unerfüllt
Frankfurt. Die Vereine der FußballBundesliga und anderer deutscher Profiligen müssen vorerst weiter auf eine große Zahl von Fans verzichten. Bei ihren Beratungen schlossen Bund und Länder am Montag angesichts der steigenden Infektionen Lockerungen von Corona-Auflagen aus, verschärften die Maßnahmen aber auch nicht. Damit bleibt es in den Profiligen im Fußball, Handball, Basketball oder Eishockey weitgehend bei Geisterspielen.
Vor allem aus dem Fußball kam Kritik am Fehlen einer zeitnahen Perspektive für die Rückkehr der Fans. Im Sinne des gesamten Profisports wäre es wichtig gewesen, „schon jetzt mit Blick auf die Zulassung von Fans Einigkeit über differenzierte Szenarien zu erzielen, die sich an der jeweiligen Pandemie-Lage orientieren“, sagte die neue Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga (DFL), Donata Hopfen.
Noch deutlicher wurde Borussia Dortmunds Geschäftsführer HansJoachim Watzke. Er schließt auch juristische Schritte nicht aus. „Wir werden uns die Beschlüsse des Landes NRW genau anschauen und prüfen, ob wir sie im Eilverfahren kontrollieren lassen“, sagte er. Es sei „bitter, dass die Mehrheit der MPKTeilnehmer nach zwei Jahren nur an Verbote denkt und nicht auch an ein Mindestmaß an Möglichkeiten und logischen Entscheidungen“, erklärte er. Knapp drei Viertel der Deutschen seien geimpft. „Trotzdem lassen wir in Innenräumen teilweise fast 90 Prozent der Kapazität zu und in Freiluftstadien nur 750 Menschen. Unter freiem Himmel werden die Leute ausgesperrt“, sagte er. „Das ist nicht verhältnismäßig, das ist auch keine Wissenschaft, das versteht kein Mensch mehr.“
Hoffnung auf eine baldige Lockerung machte die Politik den Vereinen nicht. „Bund und Länder werden
Öffnungsperspektiven entwickeln für den Moment, zu dem eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden kann“, hieß es eher allgemein in dem veröffentlichten Beschlusspapier. Wegen der ansteckenderen Omikron-Variante ist dies aber nicht absehbar.
Vor dem Treffen von Bund und Ländern hatten die wichtigsten Profiligen aus Fußball, Handball, Basketball und Eishockey in einem Schreiben an das Kanzleramt und die Ministerpräsidenten ein Ende von Pauschalverboten gefordert. Ab Anfang Dezember hatte es eine Höchstgrenze von 15.000 Fans gegeben, ehe am 21. Dezember beim bislang letzten Gipfel quasi der FanAusschluss beschlossen wurde.
Die Länderchefs einigten sich zumindest darauf, dass die Staats- und Senatskanzleien bis zum 9. Februar eine einheitliche Regelung für überregionale Großveranstaltungen vereinbaren sollen. In der Fußball-Bundesliga darf in Bayern bereits ab sofort wieder vor bis zu 10.000 Zuschauern gespielt werden. Das Kabinett beschloss am Dienstag in München damit bis auf Weiteres das Ende der Geisterspiele. Die Regelung gilt auch für andere Profiligen.
Aktuell gelten für die Zulassung von Zuschauern unterschiedliche Höchstgrenzen in den Ländern: In Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen dürfen derzeit überhaupt keine Fans in die Arenen, in Niedersachsen weiterhin nur maximal 500. Dagegen spielte FußballDrittliga-Tabellenführer 1. FC Magdeburg am Sonntag gegen Havelse vor 13.385 Zuschauern. Das ließ die Verordnung in Sachsen-Anhalt zu, nach der die Stadien bis zu 50 Prozent gefüllt werden dürfen.
Es werde immer geklagt, der Fußball bekomme in Deutschland Sonderrechte, meinte BVB-Chef Watzke: „Das Gegenteil ist gerade der Fall. Der Fußball wird zum Opfer von Symbolpolitik.“