Thüringische Landeszeitung (Jena)
Tour-Sieger auf der Intensivstation: Sorgen um Bernal
Kolumbiens Rad-Star bei Unfall in seiner Heimat schwer verletzt. Der Giro-Sieger kollidierte mit einem Reisebus
Bogotá. Gebrochene Wirbelsäule, gebrochener Oberschenkel, offener Bruch der Kniescheibe: Das medizinische Bulletin nach dem schweren Sturz von Radprofi Egan Bernal liest sich wie ein Report des Schreckens und verdeutlicht auch jedem Laien, dass der frühere Sieger der Tour de France um die Fortsetzung seiner Karriere kämpft. Nach mehreren Operationen kam in der Nacht zu Dienstag immerhin leichte Entwarnung der Clinica Universidad de La Sabana nahe Bogotá. Bernal sei stabil, alles Weitere werden die nächsten 72 Stunden zeigen.
„Gute Besserung Champ“, twitterte der deutsche Radprofi Simon
Geschke und reihte sich in die weltweit enorme Anteilnahme der Radsportszene ein. „Mein Freund, ich wünsche dir schnelle Genesung. Du bist ein Champion und du wirst es noch einmal beweisen“, schrieb der zweimalige spanische Tour-Sieger Alberto Contador. „Egan, ich freue mich darauf, wieder mit dir Rennen zu fahren“, sagte der dreimalige Weltmeister Peter Sagan.
Auch Kolumbiens Präsident Iván Duque wünschte dem RadsportStar eine schnelle Genesung. Seit Bernal 2019 als erster Südamerikaner die Tour de France gewann, ist er in seiner Heimat ein Nationalheld. Die Fahrervereinigung CPA mahnte, dass Bernals Unfall einmal mehr zeige, wie riskant der Radsport
ist und wie viel noch für die Sicherheit getan werden müsse.
Allein die Bilder nach dem Crash sorgen für Gänsehaut. Bernals Rad liegt völlig zerstört auf einer Straße nahe seiner Geburtsstadt Bogotá, sein Oberschenkel ist unnatürlich verformt, seine Trainingskollegen stehen entsetzt daneben, und ein roter Bus hat einen enormen Blechschaden am Heck. Bernal war mit seinem Zeitfahrrad in den stehenden Bus geknallt. Spekulation bleibt, ob es eine Unachtsamkeit des Giro-Siegers war, die zu dem folgenschweren Aufprall führte.
Bernal liegt nun für mindestens drei Tage auf der Intensivstation. Nach der Operation an den Brustwirbeln teilte die Klinik mit, dass die
Funktionalität und die neurologische Unversehrtheit erhalten werden konnte. Die Folgen für Bernals Leben und seine leistungssportliche Karriere sind allerdings überhaupt noch nicht absehbar.
Der 25-Jährige hatte zu Jahresbeginn noch große Ziele verkündet. Er wolle zur Tour de France zurückkehren, kündigte er nach der Verlängerung seines Vertrages mit Ineos Grenadiers bis 2026 an. „Ich habe für die besten Jahre meines Lebens unterschrieben“, sagte Bernal voller Zuversicht bei der Bekanntgabe der weiteren Zusammenarbeit mit seinem Team. Stattdessen steht ihm nun beim Kampf um das Comeback sein wohl schwerstes Rennen bevor.