Thüringische Landeszeitung (Jena)

Die Ursache dafür, warum ein etwa 100 Jahre alter, gesund erscheinen­der Baum in der Jahnstraße in ein Wohnhaus und auf ein Auto krachte, ist gefunden

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Jena. Die Überreste des am Samstagmor­gen umgestürzt­en Baumes, der auf ein Wohnhaus in der Jahnstraße, Ecke Frommannst­raße gekracht war, sind am Montagmorg­en vom Kommunalse­rvice Jena (KSJ) abtranspor­tiert worden. Der Baumschutz­beauftragt­e der Stadt, Thomas Ecke, sah sich vor Ort noch einmal genauer um und konnte bereits eine Erklärung dafür geben, weshalb die etwa 100 Jahre alte Esche umgestürzt ist.

Thomas Ecke steht an der Leutra und zerreibt ein feuchtes Stück Holz zwischen den Fingern. „Wir hatten diesen Baum tatsächlic­h bereits im Visier“, sagt er. Interessie­rte Anwohner hören ihm zu. 2018 sei der Baum zum letzten Mal verschnitt­en worden. Man hatte sich dazu entschloss­en, ihn zu stutzen. „Der Stamm sah völlig gesund und unauffälli­g aus“, so Ecke. Was man jedoch auch bei den regelmäßig­en Kontrollen, die ein bis zweimal jährlich von KSJ durchgefüh­rt werden, nicht habe sehen können: „Die Wurzel der Esche war verfault.“Sandra Kleeberg von KSJ konkretisi­ert, dass im Grunde kaum noch eine Wuzel vorhanden war. Das sei auch der Grund dafür, dass der

Die Wurzel der Esche war verfault.

Baum umstürzte. Eigentlich würden Eschen, ebenso wie Weiden und Erlen, sehr gut mit Wasser zurechtkom­men und seien am Ufer der Leutra gut aufgehoben und würden eine optimale Uferbefest­igung darstellen. Buchen dagegen mögen den Boden gut durchlüfte­t und sind in Wassernähe eher ungeeignet. Schnell unterspüle das Wasser hier das Wurzelwerk, da sich diese Bäume nicht unterhalb der Wasserlini­e verankern.

Vor etwa fünf Jahren sei eine große Buche an der Leutra gefällt worden, erinnert sich Ecke. Der Baum war etwa 120 Jahre alt und befand sich in Höhe Riedstraße neben der Fußgängerb­rücke, die damals saniert werden musste. „Eigentlich hatten wir vor, den Baum zu erhalten“, sagt Ecke. Doch die hinzugezog­ene Baumschutz­kommission stellte den Brandkrust­enpilz an der Buche fest. „Wenn ein Baum von diesem Pilz befallen ist, ist eine Fällung

Vor etwa zehn Jahren war in der Nähe der Jahnstraße eine Buche auf das Gebäude der Pathologie gestürzt.

Der Baumschutz­beauftragt­e der Stadt Jena, Thomas Ecke, erklärte vor Ort die Ursache dafür, dass die Esche mit einem Stammdurch­messer von 70 Zentimeter­n am Samstagmor­gen umgestürzt war.

meist mittelfris­tig nicht zu umgehen. Trotzdem gab es in der Bevölkerun­g einen riesigen Aufschrei.“Auch dieser starke Gegenwind aus der Bevölkerun­g habe dazu geführt, dass man im Zweifelsfa­ll eher Bäume beschneide, als sie zu fällen, sagt Ecke.

Doch bis Ende Februar sollen nun noch vier weitere Eschen am Lommerweg fallen, erklärt Sandra Kleeberg von KSJ. Diese Fällungen seien jedoch bereits vor dem Sturz

der Esche geplant gewesen und hätten nichts mit dem aktuellen Ereignis zu tun.

An vielen Eschen könne man das sogenannte „Eschentrie­bsterben“feststelle­n, sagt Ecke. Dies sei eine recht neue Krankheit. „Die Esche gehörte vorher zu den robusteste­n einheimisc­hen Laubbäumen“, erklärt Ecke. Dies habe sich mit dem Eschentrie­bsterben geändert. Man erkenne kranke Eschen daran, dass sie kaum noch grün austreiben.

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FOTOS (2): JÖRDIS BACHMANN
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