Thüringische Landeszeitung (Jena)

Streit um neue Landesbehö­rden

Beamtenbun­d lehnt geplante Ämter für Soziales sowie Migration ab

- Von Elmar Otto

Erfurt. Der Thüringer Beamtenbun­d (TBB) kritisiert die von der Landesregi­erung geplanten zwei neuen Landesämte­r für Soziales sowie Migration. „Wir bauen eine neue Infrastruk­tur auf und müssen dafür Personal aus dem Landesverw­altungsamt abziehen, das sich bislang um beide Bereiche kümmert. Ob die Aufgaben dadurch besser gelöst werden, ziehe ich wirklich in Zweifel“, sagte der TBB-Landesvors­itzende Jörg Schönborn dieser Zeitung. „Wir haben für unser kleines Bundesamt bereits zu viele Spitzenämt­er. Und jetzt sollen noch zwei gut besoldete Präsidente­nstellen hinzukomme­n“, so Schönborn.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hatte am Donnerstag gesagt, Fachkräfte­gewinnung werde das zentrale Schlüsselt­hema der Zukunft sein. Mit Blick darauf und auch angesichts der Corona-Krise kündigte er an, die beiden Landesämte­r einrichten zu wollen.

Das letzte Wort innerhalb des rotrot-grünen Minderheit­enbündniss­es ist aber offenbar nicht gefallen. „Es ist noch nichts entschiede­n“, sagte Innenminis­ter Georg Maier (SPD) dieser Zeitung. Bei der Migration liege die Dienstaufs­icht derzeit in seinem Haus, die Fachaufsic­ht im von den Grünen geführten Migrations­ministeriu­m. „Das sollte man zusammenfü­hren. Das heißt aber nicht automatisc­h, dass ein neues Landesamt entstehen muss. Das kann man auch niedrigsch­welliger machen“, betonte Maier.

Der Vorsitzend­e des Personalra­ts im Landesverw­altungsamt, Michael Brock, bemängelte, die neuen Ämter würden mindestens 250 Mitarbeite­r der insgesamt etwa 750 Mitarbeite­r starken Behörde betreffen. „Das ist ein Drittel des Amtes. Dann kann man es auch zumachen“, sagte er.

2008 war die Sozialverw­altung schon einmal reformiert worden. Statt Kosten und Personal einzuspare­n, habe das zum Gegenteil geführt, urteilte der Rechnungsh­of

2017. Innerhalb von fünf Jahren seien Mehrkosten von rund 30 Millionen Euro entstanden.

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