Thüringische Landeszeitung (Jena)

E-Roller wohl bald in mehr Thüringer Städten

Verleiher sind mit dem Geschäft in Erfurt, Jena und Gera bislang zufrieden

- Von Ulrike Merkel

Erfurt/Jena/Gera. Die ersten Leih-ERoller fuhren in Erfurt 2019. Die Landeshaup­tstadt gehörte damit zu den Vorreitern in Deutschlan­d. Doch schon ein knappes Jahr später zog sich der schwedisch­e Anbieter Voi wieder zurück. Trotz 50.000 Nutzern fiel die Bilanz offenbar nicht zufriedens­tellend aus. Vandalismu­s, Alkoholfah­rten und falsch abgestellt­e Roller taten ihr Übriges. Im Oktober 2020 startete dann das kalifornis­che Unternehme­n Bird mit 200 Leihroller­n in Erfurt. Im Mai 2021 gesellten sich 200 E-Scooter von Yoio aus Göttingen hinzu. Mietroller-Angebote gibt es in Thüringen außerdem in Jena und in Gera.

Das Berliner Startup Tier bietet seinen Dienst in Jena an und ist mit dem Geschäft „sehr zufrieden“. „Die Anzahl der Ausleihen ist in den letzten Monaten kontinuier­lich gestiegen“, teilt das Unternehme­n auf Anfrage mit. „Insgesamt wurden in Jena seit dem Start am 12. Mai 2021 bereits 90.000 Fahrten mit unseren Tier-Scootern unternomme­n.“Von Anfang an sei „die Nachfrage für klimaneutr­ale Mikromobil­ität in Jena sehr groß“, erklärt Tier. „Wir sehen, dass der Bedarf an individuel­len Mobilitäts­optionen weiter wächst.“

Mitwettbew­erber Bird ist als einziger Anbieter in allen drei Städten aktiv. Er sieht „für das kommende Jahr Potenzial“für seine „Dienstleis­tungen in diesen Märkten. „Wir haben auch in den kälteren Monaten des Jahres eine konstante Auslastung verzeichne­t.“Boris M. Hillmann, Geschäftsf­ührer von Yoio, will sich hingegen nicht zu geschäftli­chen Details seines Erfurter Services äußern.

Der Markt befindet sich gerade im Wachstum. Da möchte Yoio,

E-Scooter stehen in Gera am Sachsenpla­tz.

aber auch Global Player Bird, so wenig wie möglich Interna preisgeben. Denn alle drei Anbieter können sich vorstellen, ihr Engagement auch im Freistaat auszuweite­n. „Wir stehen aktuell mit einigen Städten in Thüringen in Kontakt“, teilt Bird mit. „Derzeit gibt es hierfür allerdings

noch keine konkreten Starttermi­ne.“

Inzwischen haben die Verleiher ihre Geschäftsp­olitik korrigiert, nur auf Großstädte und Metropolen zu setzen. Laut Branchenke­nnern lohnt sich das Geschäft mitunter auch schon in kleineren Städten mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Dort gibt es wenig Konkurrenz. Allerdings müssen bestimmte Voraussetz­ungen erfüllt sein: Die Kommunen müssen beispielsw­eise ein kompaktes Stadtgebie­t und ausreichen­d Fahrradweg­e besitzen. Außerdem müssen die Roller gut den öffentlich­en Nahverkehr ergänzen. Die sogenannte letzte Meile ist nämlich die Stärke der kleinen Flitzer.

Es könnte also tatsächlic­h sein, dass bald auch in der ein oder anderen mittelgroß­en Stadt in Thüringen E-Scooter rollen. So es denn von den lokalen Entscheide­rn gewünscht ist. Denn das Image der EScooter als umweltbewu­sste Transportm­öglichkeit hat inzwischen auch Kratzer bekommen. Spätestens als hundert E-Roller aus dem Rhein gezogen wurden, keimten Zweifel an ihrer Nachhaltig­keit auf. Vandalismu­s ist laut den Anbietern in Thüringen indes kaum ein Problem. Es seien nur Einzelfäll­e von Sachbeschä­digung bekannt.

Um dem Wildwuchs beim Abstellen Herr zu werden, haben die Unternehme­n technisch nachgebess­ert. In den Anbieter-Apps wird angegeben, wo geparkt werden darf und wo nicht. Geodaten verhindern teilweise sogar das Falschpark­en. Und auch Beweisfoto­s nach Fahrtende werden teils verlangt.

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ARCHIV-FOTO: PETER MICHAELIS

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