Thüringische Landeszeitung (Jena)
Russlands Kreditwürdigkeit ist nur noch „Ramsch“
Rating-Agenturen warnen vor Zahlungsausfällen
Berlin. Die Sanktionspolitik des Westens setzt die russische Wirtschaft und den Finanzmarkt zunehmend unter Druck. Nun zweifeln auch die führenden Finanz-Ratingagenturen daran, ob Russland seine Schulden künftig bedienen kann. Standard & Poor’s (S&P), Fitch und Moody’s stuften allesamt die Kreditwürdigkeit Russlands in dieser Woche herab – auf „Ramschniveau“. „Bei der Bewertung der russischen Finanzmärkte erleben wir einen freien Wertverfall“, sagte Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), unserer Redaktion.
Die Kreditwürdigkeit Russlands sinkt dramatisch.
Die Abstufung der russischen Staatsanleihen fiel heftig aus: S&P, das schon am vergangenen Freitag die russischen Papiere abgewertet hatte, senkte die Bonitätsnote für Russland von „BB+“auf „CCC−“, also um acht Stufen. Fitch und Moody’s stuften Russlands Ratingnoten jeweils um sechs Stufen herunter. Mit einer schlechteren Kreditwürdigkeit wird es in der Regel für Länder teurer, sich zu verschulden. Auf Staatsanleihen muss der Staat höhere Zinsen zahlen, um trotz des Risikoaufschlags attraktiv für Investoren zu bleiben.
Bisher ist Russland nur bedingt auf frisches Kapital angewiesen. Die Schuldenquote ist mit 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gering. Zum Vergleich: Deutschlands Schuldenquote liegt bei rund 70 Prozent. Und: „Im Normalfall hat Russland einen Leistungsüberschuss von vier bis sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts“, sagte Ulrich Leuchtmann, DevisenmarktAnalyst der Commerzbank, unserer Redaktion. Das heißt: Russland exportiert mehr, als es importiert. Wäre es andersherum, müsste die Volkswirtschaft Schulden machen, so aber spülen etwa die wichtigen Energieexporte regelmäßig Geld in die Kasse. Die Moskauer Börse ist seit einer Woche geschlossen.