Thüringische Landeszeitung (Jena)

Was für Zeiten sind das?

-

Liebe Leserinnen, liebe Leser. Geht es Ihnen auch so, dass Sie in diesen Tagen oft an Ihre Vorfahren denken, die ein, zwei Kriege durchlebt haben?!

Meine Omas waren Mädchen, als der Weltkrieg 1914 begann – und sie wurden eines Teiles ihrer Kindheit und Jugend beraubt, weil die Zeiten hart und die Armut groß waren. Als Mütter mussten sie dann mit ihren Kindern den zweiten Krieg durchstehe­n. Diesmal war die Angst vor allem groß bei meiner Großmutter mütterlich­erseits, dass sie selbst in den Fokus verblendet­er Nachbarn geraten könnte. Die andere Großmutter machte sich große Sorgen um ihren Ältesten, der sich von der Schulbank weg zur Wehrmacht gemeldet hatte. Ein Kindersold­at, so würden wir heute sagen. Er kam sich mit seinen gerade mal 17 Jahren

stark vor. Er hat den Russlandfe­ldzug überlebt. Was hat er erlebt als halbes Kind? Nur einmal hat er im kleinsten Kreis über seine Todesangst gesprochen, über die Kälte und über den Hunger, der ihn und seine wenigen Kameraden fast um den Verstand brachte …

Was würde er wohl zu der heutigen Lage sagen, wenn er noch unter uns wäre? Seine Generation hat es uns Nachgebore­nen über Jahrzehnte ermöglicht, dass der Kalte Krieg kühl blieb. Dass der Frieden gesichert blieb. Dass die Freiheit nicht unter die Ketten von Panzern und nicht ins Visier von Luftstreit­kräften geriet. Klar ist, dass wir zurück zum Frieden müssen. Nicht aus Schwäche und weil wir nicht anders können, sondern aus der Stärke heraus, dass wir nicht anders wollen. Einfach wird das nicht. g.sommer@tlz.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany