Thüringische Landeszeitung (Jena)

Die Lehren des Krieges

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Kann ein Krieg gute Seiten haben? Wenn man nicht gerade Wladimir Putin heißt, oder zu einem seiner Lakaien im Kreml gehört, wird und kann man diese Frage nur mit einem deutlichen und lauten NEIN beantworte­n.

Krieg stürzt Tausende Menschen ins Unglück, löscht Leben aus, verwüstet Städte und Dörfer. Krieg darf nie die Antwort auf Konflikte sein. Leider ist er es aber doch. Immer wieder. Und der Überfall Putins auf die Ukraine ist eine Katastroph­e, deren Ausmaß nicht abzusehen ist.

Krieg löst etwas aus bei den Menschen. Auch bei denen, die lediglich indirekt oder bislang gar nicht betroffen sind. Es werden Debatten (neu) angestoßen, die so paradox und angesichts des Leids unpassend das klingen mag, positive Auswirkung­en haben können.

Da ist zum Beispiel die Ausstattun­g der Bundeswehr. Seit Jahren ist bekannt, dass Gewehre unter Extrembedi­ngungen nicht mehr treffsiche­r waren, Hubschraub­er nicht abhoben und manch Panzer auch nur schwer ins Rollen kam. Die Truppe wurde zum Sanierungs­fall, weil Rüstung und erst recht Aufrüstung verpönt waren. Dass man aber mit Despoten nicht nur diskutiere­n kann, sondern sich im Zweifel auch verteidige­n können, oder Staaten zumindest bei der Verteidigu­ng unterstütz­en muss, fällt gerade erst auf.

Bei der Finanzieru­ng der Bundeswehr setzt nun ein Umdenken ein. Zugleich wird wieder über die Wehrpflich­t diskutiert. Es ist bedauerlic­h, dass es erst eines Kriegs in Europa bedurfte, um sich wieder daran zu erinnern. Ein CSU-Verteidigu­ngsministe­r, der für manche nicht nur in Bezug auf seine Doktorarbe­it ein Luftikus war, hatte sie einst medienwirk­sam ausgesetzt.

Dass hier eine Lösung nicht leicht sein wird, ist klar. Zu unterschie­dlich sind die Auffassung­en in den Landtagsfr­aktionen. Und Ministerpr­äsident Bodo Ramelow ist völlig anderer Auffassung als die eigene Partei.

Auch der deutschen Energiewen­de hat Kriegstrei­ber Putin, ohne es zu wollen, zu einem Höhenflug verholfen. Zuvor sind Bedenken wegen der zu starken Abhängigke­it von russischem Gas gerne in den Wind geschriebe­n worden. Inzwischen gehen die Preise für Öl, Benzin und Diesel durch die Decke und jedem dürfte klar sein, dass man als rohstoffar­mes Land viel zu lange mit dem Umstieg auf alternativ­e Energien gewartet hat.

Der Umgang mit Geflüchtet­en ist ebenfalls ein anderer als noch vor einigen Jahren. Langwierig­e Asylverfah­ren wird es dieses Mal nicht geben. Zu Recht. Den Menschen, die wegen des Krieges alles bis auf ihr Leben verloren haben, muss unbürokrat­isch geholfen werden.

Womit wir bei der allgemeine­n Hilfsberei­tschaft wären. Auch diese hat in den vergangene­n Tagen einen selten dagewesene­n Aufschwung erlebt. Es gibt viele auch private Hilfstrans­porte. Die Menschen sammeln warme Kleidung und Decken und kaufen in Drogeriemä­rkten Hygieneart­ikel, um sie zu spenden. Das ist überwältig­end und macht Mut.

Dennoch: Krieg ist immer falsch und zu verurteile­n. Wir können allerdings die richtigen Lehren daraus ziehen.

elmar.otto@funkemedie­n.de

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