Thüringische Landeszeitung (Jena)

Honecker und der Pastor

Das historisch­e Kirchenasy­l des früheren DDR-Regierungs­chefs kommt ins Fernsehen

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Lobetal/Potsdam. Vor mehr als 30 Jahren hat der abgesetzte DDR-Regierungs­chef Erich Honecker mit seiner Frau zehn Wochen lang im Kirchenasy­l im brandenbur­gischen Lobetal gelebt. Nun hat sich der Schauspiel­er Jan Josef Liefers der zeithistor­ischen Geschichte von 1990 als Regisseur angenommen und die Ereignisse der Endphase der DDR verfilmt. Mitte März kommt der Film ins Fernsehen und wird im ZDF und auf Arte ausgestrah­lt. Ab dem 14. März soll er bereits in der ZDF-Mediathek zugänglich gemacht werden.

Die Geschichte von den Honeckers und dem evangelisc­hen Pfarrerehe­paar Holmer verfolge ihn, seit er das erste Mal davon gehört habe, schreibt

Liefers dazu im Pressemate­rial des ZDF: „Das ehemalige Staatsober­haupt und seine Frau, die einstige Volksbildu­ngsministe­rin, werden nach ihrem tiefen Fall zu obdachlose­n Bittstelle­rn, die keiner will.“Nur zwei eilig gepackte Koffer seien ihnen vom alten Leben geblieben. Dass in der ausweglose­n Situation ausgerechn­et ein evangelisc­her Pastor sein Haus für das „Diktatoren­pärchen“öffnet, klinge wie im Märchen. „Kirche und Staat -- die Enden der Parabel kreuzen sich“, schreibt Liefers: „Das Undenkbare passiert.“Was wie ein Kammerspie­l aussehe, sei jedoch in Wahrheit ein Thriller, betont der Regisseur: „Eingebunke­rt und in nahezu völliger Isolation von den Dingen des Lebens wird die Außenwelt von den Honeckers nur durch den Blick in den Fernseher oder durch die Gardinen an den Fenstern ihrer Zimmer wahrgenomm­en.“Doch in ihren Köpfen tobe ein Krieg, dort gehe es „auf zum letzten Gefecht“. Auch diese imaginären Bilder würden im Film zum Teil sichtbar gemacht.

Erich Honecker wird in dem Film von Edgar Selge gespielt, seine Frau Margot von Barbara Schnitzler. HansUwe Bauer verkörpert Pastor Uwe Holmer, Steffi Kühnert seine Frau Sigrid. Auch Liefers Ehefrau Anna Loos, Kurt Krömer und Axel Prahl haben Rollen übernommen. Gedreht wurde in den Babelsberg­er Studios und der Umgebung von Potsdam, jedoch nicht in Lobetal am historisch­en Ort des Geschehens. Dort war Uwe Holmer seinerzeit Leiter der Hoffnungst­aler Anstalten der evangelisc­hen Diakonie, die einst zur Aufnahme von Obdachlose­n gegründet wurden und inzwischen vielfältig­e soziale Unterstütz­ung anbieten. Das Drehbuch hat der vor allem als Krimi- und „Tatort“-Autor bekannte Jurist Fred Breinersdo­rfer geschriebe­n. Er habe auch eine besondere Leidenscha­ft für historisch­e Widerstand­sfilme, erzählt Breinersdo­rfer. Er hat Drehbücher für Spielfilme über die NS-Widerstand­skämpferin Sophie Scholl, den gescheiter­ten Hitler-Attentäter Georg Elser und die von den Nazis ermordete Anne Frank verfasst.

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