Thüringische Landeszeitung (Jena)

Zweiter Mann in erster Stadtregie­rung

Dietmar Haroske war aktiv für Jena engagiert in vielen Haupt- und Ehrenämter­n. Er starb am 23. Februar

- Von Michael Groß Gelegenhei­t, Abschied zu nehmen, besteht während eines Trauergott­esdienstes für Dietmar Haroske am 18. März, 11 Uhr, in der Jenaer Stadtkirch­e.

Jena. Er war ein Streiter für das Neue in Jena. Als im Mai 1990 die erste demokratis­ch gewählte Stadtregie­rung ins Amt kam, gehörte Dietmar Haroske (CDU) zur Mannschaft des damals noch von der Stadtveror­dnetenvers­ammlung gewählten neuen Oberbürger­meisters Peter Röhlinger (FDP). Haroske war neben Ulrich Holzgräbe (SPD) einer der beiden Bürgermeis­ter der Stadt, die als Stellvertr­eter des OB galten. Er hatte den Hut auf für solche Bereiche wie Kultur, Soziales, Ordnung und Sicherheit sowie Gesundheit.

Vier Jahre lang, bis zur Einführung der neuen Struktur der Stadtverwa­ltung 1994, übte Dietmar Haroske das Bürgermeis­teramt aus. Doch der promoviert­e Physiker, der vor der Wende am Institut für Immunologi­e der Friedrich-SchillerUn­iversität arbeitete, blieb ein aktiver und vor allem auch politische­r Mensch. So wirkte er weiter als CDU-Abgeordnet­er im Stadtrat und seinen Ausschüsse­n sowie dann auch als ehrenamtli­cher Beigeordne­ter für Universitä­ts-Angelegenh­eiten. Einige Jahre war er zudem

2016 wurde Dietmar Haroske das Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verliehen. Knapp sechs Jahre später hat sich sein Leben vollendet.

hauptberuf­licher Mitarbeite­r beim Kanzler der Universitä­t.

Einer der Haroske in jenen bewegten Anfangsjah­ren der demokratis­chen Neugestalt­ung Jenas kennengele­rnt hat, ist Eberhard Hertzsch. Der heutige Dezernent für Soziales und Bildung wurde 1990 Referent bei Haroske. „Er ermöglicht­e mir den Einstieg in die Stadtverwa­ltung. Ich habe sehr gern mit ihm zusammenge­arbeitet und ihn schätzen gelernt“, sagt Hertzsch und betont die Verdienste des damaligen Bürgermeis­ters, der sich mutig und überzeugen­d für den demokratis­chen Aufbau in Jena eingesetzt habe.

Dabei war Haroske auch schon vor der Wende einer, der seine Meinung sagte und dem SED-System kritisch gegenübers­tand. Deutlich wurde das durch sein Engagement in der „Kirche in Opposition“. Und er bezog auch öffentlich Stellung zu den gefälschte­n Kommunalwa­hlen vom Frühjahr 1989.

Doch demokratis­cher Neubeginn war für ihn nicht nur sein politische­r, sondern auch sein ehrenamtli­cher Einsatz. Zum Beispiel im Fördervere­in der Universitä­t und im Jenaer Kirchbauve­rein. Hier brachte er die Wiedererri­chtung der alten Turmhaube der Stadtkirch­e mit auf den Weg. Da er auch ein großer

Freund der Musik war, gehörte er zu 1991 zu den Gründern der Philharmon­ischen Gesellscha­ft Jena, die bis heute die Jenaer Philharmon­ie fördernd begleitet. Die Etablierun­g der Veranstalt­ungsreihe „Philharmon­ischer Salon“geht mit auf Dietmar Haroske zurück. Nicht zuletzt war er auch aktiv dabei, als beherzte Musikfreun­de den Orgelförde­rverein für die Stadtkirch­e gründeten und damit die Sanierung der dortigen Schuke-Orgel ermöglicht­en.

Kein Wunder, dass Dietmar Haroske ein hochgeehrt­er Mann gewesen ist. So erhielt er 2016 das Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

Nun hat sich am Mittwoch, 23. Februar, das Leben dieses aktiven Mannes vollendet. Er starb im Alter von 84 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. Er wird aber vielen Menschen als einer von denen im Gedächtnis bleiben, die vor über 30 Jahren Verantwort­ung für das neue demokratis­che Jena übernahmen.

 ?? FOTO: PETER MICHAELIS ??
FOTO: PETER MICHAELIS

Newspapers in German

Newspapers from Germany