Thüringische Landeszeitung (Jena)
Zweiter Mann in erster Stadtregierung
Dietmar Haroske war aktiv für Jena engagiert in vielen Haupt- und Ehrenämtern. Er starb am 23. Februar
Jena. Er war ein Streiter für das Neue in Jena. Als im Mai 1990 die erste demokratisch gewählte Stadtregierung ins Amt kam, gehörte Dietmar Haroske (CDU) zur Mannschaft des damals noch von der Stadtverordnetenversammlung gewählten neuen Oberbürgermeisters Peter Röhlinger (FDP). Haroske war neben Ulrich Holzgräbe (SPD) einer der beiden Bürgermeister der Stadt, die als Stellvertreter des OB galten. Er hatte den Hut auf für solche Bereiche wie Kultur, Soziales, Ordnung und Sicherheit sowie Gesundheit.
Vier Jahre lang, bis zur Einführung der neuen Struktur der Stadtverwaltung 1994, übte Dietmar Haroske das Bürgermeisteramt aus. Doch der promovierte Physiker, der vor der Wende am Institut für Immunologie der Friedrich-SchillerUniversität arbeitete, blieb ein aktiver und vor allem auch politischer Mensch. So wirkte er weiter als CDU-Abgeordneter im Stadtrat und seinen Ausschüssen sowie dann auch als ehrenamtlicher Beigeordneter für Universitäts-Angelegenheiten. Einige Jahre war er zudem
2016 wurde Dietmar Haroske das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Knapp sechs Jahre später hat sich sein Leben vollendet.
hauptberuflicher Mitarbeiter beim Kanzler der Universität.
Einer der Haroske in jenen bewegten Anfangsjahren der demokratischen Neugestaltung Jenas kennengelernt hat, ist Eberhard Hertzsch. Der heutige Dezernent für Soziales und Bildung wurde 1990 Referent bei Haroske. „Er ermöglichte mir den Einstieg in die Stadtverwaltung. Ich habe sehr gern mit ihm zusammengearbeitet und ihn schätzen gelernt“, sagt Hertzsch und betont die Verdienste des damaligen Bürgermeisters, der sich mutig und überzeugend für den demokratischen Aufbau in Jena eingesetzt habe.
Dabei war Haroske auch schon vor der Wende einer, der seine Meinung sagte und dem SED-System kritisch gegenüberstand. Deutlich wurde das durch sein Engagement in der „Kirche in Opposition“. Und er bezog auch öffentlich Stellung zu den gefälschten Kommunalwahlen vom Frühjahr 1989.
Doch demokratischer Neubeginn war für ihn nicht nur sein politischer, sondern auch sein ehrenamtlicher Einsatz. Zum Beispiel im Förderverein der Universität und im Jenaer Kirchbauverein. Hier brachte er die Wiedererrichtung der alten Turmhaube der Stadtkirche mit auf den Weg. Da er auch ein großer
Freund der Musik war, gehörte er zu 1991 zu den Gründern der Philharmonischen Gesellschaft Jena, die bis heute die Jenaer Philharmonie fördernd begleitet. Die Etablierung der Veranstaltungsreihe „Philharmonischer Salon“geht mit auf Dietmar Haroske zurück. Nicht zuletzt war er auch aktiv dabei, als beherzte Musikfreunde den Orgelförderverein für die Stadtkirche gründeten und damit die Sanierung der dortigen Schuke-Orgel ermöglichten.
Kein Wunder, dass Dietmar Haroske ein hochgeehrter Mann gewesen ist. So erhielt er 2016 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Nun hat sich am Mittwoch, 23. Februar, das Leben dieses aktiven Mannes vollendet. Er starb im Alter von 84 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. Er wird aber vielen Menschen als einer von denen im Gedächtnis bleiben, die vor über 30 Jahren Verantwortung für das neue demokratische Jena übernahmen.