Thüringische Landeszeitung (Jena)
„Mindestens bis Paris“
Jenas Speerwerfer Thomas Röhler steht nach 30 Monaten Wettkampfpause vor Rückkehr
Belek. „Ein bisschen unbeständig das Wetter hier in der Türkei, aber definitiv wärmer als zuhause“, sagt Thomas Röhler, der endlich wieder Speerwerfer ist. Traditionell in Belek nahe Antalya bereitet sich der Jenaer gerade mit den besten deutschen Athleten zwei Wochen lang intensiv auf die Saison vor.
Eine Saison, in der Röhler endlich wieder Wettkämpfe bestreiten will. Seinen letzten Auftritt hatte der Olympiasieger von 2016 vor 30 Monaten bei der WM in Doha. Mit nur 79 Metern überstand er damals die Qualifikation nicht. Danach folgte 2021 ein ergebnisloser Versuch bei den deutschen Meisterschaften, wo wegen einer Brustmuskelzerrung der Olympiatraum für Tokio schmerzhaft platzte.
Der inzwischen 30 Jahre alte Thüringer hat die Uhren auf Neustart gedreht. „Natürlich geht es nach so langer Zeit jetzt nicht nahtlos weiter. Aber ich glaube, dass ich damals meine Entscheidungen richtig getroffen habe“, sagt Röhler. Seit Mitte September kann der 1,91 Meter große Modellathlet wieder ohne
Der Jenaer Thomas Röhler hat den Speer mittlerweile wieder fest im Griff.
Schmerzen trainieren. „Ich habe keine Probleme mehr mit meinem Rücken, dank professioneller medizinischer Hilfe in Jena und viel Geduld“, erklärt Röhler.
Den Gedanken ans Aufhören habe er im Sommer übrigens nie gehabt. „Nein, wenn ich einmal daran gedacht hätte, dann hätte ich gleich
Schluss machen müssen. Ich bin ein Hundertprozentmensch“, bekennt Röhler. „Ich habe den Blick gleich nach vorn gerichtet, mindestens bis Paris 2024. Mindestens unterstrichen. Auch wenn man im Leistungssport natürlich nie weiß, was morgen passiert“, sagt der Europameister von Berlin 2018. Der Titel sichert dem Jenaer das automatische Startrecht für die Heim-EM im August in München. Ebenso gibt es für die WM in Eugene/USA wegen Titelverteidiger Johannes Vetter vier deutsche Startplätze. Eine Situation, die Röhler nicht bequem findet. „Bei uns herrscht von jeher große Konkurrenz. Da muss man immer Topleistungen bringen“, weiß Röhler.
Trainingskollege Voigt fehlt im Trainingslager
Leider fehlt in Belek diesmal sein Trainingskumpel Maurice Voigt (LG Ohra-Energie). Dessen Reise wurde nicht vom Verband finanziert, weil 2022 keine internationalen U-23-Titelkämpfe anstehen. Beim zweiten Camp Ende April ist Voigt dann dabei – auf eigene Kasse. „Für die Nachwuchsathleten ist es schwer, Wettkämpfe zu finden und den Durchbruch zu schaffen“, kritisiert Röhler das aktuelle System.
Im Training fliegt der Speer schon in die richtige Richtung. „Ich habe die Erfahrungen und sehe hier die Kollegen. Das sind bei mir schon solide Weiten und Intensitäten, um im Sommer für die Medaillen dabei zu sein“, gibt sich Röhler optimistisch.
Doch der Thüringer Vorzeigeathlet ist nicht nur Speerwerfer. Er arbeitet als Athletensprecher, als Online-Coach, hat studiert, hat sein Meeting, dessen Zukunft gerade neu organisiert wird. „Vor drei Wochen war ich bei einem US-Camp mit 200 Talenten in Baton Rouge in Louisiana. Toll, wenn man als TopAthlet Erfahrungen weitergeben kann“, so Röhler.
Den Vorwurf sich zu verzetteln weist er zurück. „Für den Speer brauche ich viel Zeit. Die nehme ich mir natürlich, weil ich wieder Erfolg haben will. Aber ich will auch viele Türen für den Tag X offen haben“, denkt Röhler an später. Nun wartet endlich eine Speerwurfsaison. Los soll es am 6. Mai in Doha gehen. Es folgen mit Dessau, Ostrava und Turku echte Wiesen für weite Würfe.