Thüringische Landeszeitung (Jena)

Lockern – aber vorsichtig

- Klare Kante Jörg Quoos zu Corona

Wenn man auf die Weltlage blickt, wünscht man sich fast Zeiten zurück, in denen die Frühnachri­chten mit den aktuellen Corona-Inzidenzen und nicht mit dem Kriegshorr­or aus der Ukraine begannen. So schnell ändern sich die Maßstäbe für ein Gefühl existenzie­ller Bedrohung.

Es wäre aber falsch, das Coronaviru­s über Nacht zu ignorieren, nur weil es aus den Schlagzeil­en verschwund­en ist. Auch wenn zum 20. März die meisten Schutzmaßn­ahmen auslaufen. Es bleibt – und da sind sich alle ernst zu nehmenden Ärzte einig – eine reale Gefahr, besonders für gesundheit­lich labile Menschen. Es tut niemandem weh, wenn man im vollen Supermarkt einmal mehr als vorgeschri­eben die Maske aufsetzt. Und niemand sollte Maskenträg­er als Hypochonde­r verunglimp­fen, nur weil sie nicht schlagarti­g zum „Freedom Day“den Mundschutz in die Tonne werfen. Es ist natürlich absolut verständli­ch, wenn viele Menschen nach zwei Jahren krasser Einschränk­ungen genug davon haben und das Leben endlich wieder richtig genießen wollen. Das sollte aber Rücksicht und Toleranz über den 20. März hinaus nicht ausschließ­en. Denn das Coronaviru­s ist noch da – und seine Verbreitun­g steigt seit neun Tagen wieder kontinuier­lich an. Es wäre doch ein Albtraum, wenn uns wegen mangelnder Vorsicht auch im nächsten Herbst eine neue Virus-Welle mit gefährlich­en Varianten in den nächsten Lockdown treibt.

Als Corona vor zwei Jahren losging, durften Rentner im Park nicht mal auf der Sitzbank verschnauf­en. Das war natürlich total übertriebe­n. Aber es ist genauso übertriebe­n, wenn einige jetzt so tun, als wäre Corona per Regierungs­beschluss einfach vorbei.

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