Thüringische Landeszeitung (Jena)
Industrieländer wollen Agrarmärkte offen halten
G7-Landwirtschaftsminister möchten Ukraine und Hilfsorganisationen bei Sicherung der Nahrungsversorgung unterstützen
Berlin. Die Ukraine zählt zu den großen Kornkammern Europas. Angesichts drohender Ernteausfälle durch den Krieg haben sich die Agrarminister der sieben führenden Industrienationen (G7) auf die Offenhaltung der Märkte für Getreide und Agrarprodukte verständigt, um die weltweite Ernährungsversorgung sicherzustellen.
Exportverbote für Getreide, wie sie von manchen Ländern erwogen werden, würden nur zu weiteren Preissteigerungen führen, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nach einem virtuellen Sondertreffen. Zudem sollen Hilfsorganisationen – wie das
World Food Programme, das 50 Prozent seines Getreide aus der Ukraine und Russland bezieht – beim Einkauf unterstützt werden.
„Ziel ist es, die Ernährung in der
Ukraine sicherzustellen und Landwirte vor Ort zu unterstützen, ausreichend Lebensmittel zu produzieren“, so Özdemir. Der Krieg hat bereits weltweit zu stark steigenden
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.
Preisen für Getreide wie Weizen und Mais gesorgt. Das führe vor allem in asiatischen und afrikanischen Ländern, die ihre Nahrungsmittel importierten, zu Problemen. Özdemir stellte zugleich klar, den Weg für mehr Klima- und Umweltschutz fortzusetzen, auch um die Landwirtschaft hierzulande grundsätzlich krisenfest zu machen.
„Die Lage ist sehr ernst“, mahnte Özdemir. Er warnte aber davor, Panik zu verbreiten: „In Deutschland und der Europäischen Union droht keine Lebensmittelknappheit.“Die G7 und sein Ministerium handelten, „um der Ukraine zu helfen, um die Märkte zu stabilisieren und um Lebensmittelpreise bezahlbar zu halten“. Die Bevölkerung stellte Özdemir dennoch auf eine „längere Durststrecke“ein. Alle Maßnahmen würden derzeit über bereits beschlossene Hilfen hinaus geprüft, „damit die Preise nicht durch die Decke schießen“. Zu den G7Nationen zählen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.
Der Krieg in der Ukraine könnte nach Einschätzung der UN-Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation (FAO) dramatische Folgen für die Essensverteilung in den Entwicklungsländern haben. Durch mögliche Ernteausfälle und weltweit steigende Preise drohe die Zahl der unterernährten Menschen um bis zu 13 Millionen zu steigen.