Thüringische Landeszeitung (Jena)

Benzinprei­s-Wahnsinn in Jena: Debatte um richtige Reaktion der Politik

CDU erwartet vom SPD-Bundestags­abgeordnet­en Einsatz für Steuersenk­ung. Der lehnt das Prinzip Gießkanne ab

- Von Thomas Beier

Jena. So teuer war der Kraftstoff noch nie in Jena. Innerhalb einer Woche verteuerte sich Diesel wegen des Krieges in der Ukraine um etwa 40 Cent, Benzin um 20 Cent. In den letzten beiden Tagen gab es zumindest eine Stabilisie­rung. Für Menschen, die öfters an die Tankstelle müssen, bleibt der Benzinprei­s ein maximales Ärgernis.

Jenas Stadtentwi­cklungsaus­chef Guntram Wothly (CDU), beruflich als Lehrer jeden Tag nach Gera unterwegs, ist beunruhigt. Er kennt Menschen, die sich diese Preise nicht mehr leisten können, teils zwei Jobs haben. Und die Benzinprei­se träfen ja nicht nur Autofahrer. „Ich sehe jeden Tag die vielen Lkw auf der Autobahn. Natürlich werden steigende Transportk­osten sich auf viele Produkte auswirken.“, sagt Wothly. Wenn die Wirtschaft einbreche, verliere das Land auch Stärke und Stabilität, die es brauche, um anderen zu helfen.

Wothly wirbt für die Spritpreis­bremse.

Die CDU-Landtagsfr­aktion hat eine gleichnami­ge Internetse­ite geschaltet, um sich für eine Senkung der Mehrwertst­euer und Energieste­uer einzusetze­n. Die Bundesregi­erung müsse jetzt endlich handeln und die Steuern auf Sprit und Heizöl senken, heiß es.

Jenas SPD-Bundestags­abgeordnet­er und Regierungs­parteimitg­lied Holger Becker hält von Steuersenk­ungen zur Preisstabi­lisierung nichts. Er spricht von einem „Gießkannen­prinzip“, das nicht richtig sei. Eine Entlastung für steigende Energiepre­ise solle punktuell sozial schwachen Menschen helfen. Er geht davon aus, dass im Wirtschaft­sministeri­um rund um die Uhr an Maßnahmen gearbeitet wird, die Folgen der Preisexplo­sion abzumilder­n. Und man müsse es leider auch

Na dann Gute Nacht! Abends ist Tanken oft günstiger, was diese Woche an der Stadtrodae­r Straße aber nicht mehr viel half.

brutal sagen, so Becker: „Solidaritä­t bedeutet mehr als eine Fahne zu schwenken.“Noch mehr als die

Benzinprei­se sorgt sich Becker um die Getreidepr­eise.

Mit drei Tankstelle­n ist der Mineralölk­onzern

Aral in Jena der meistvertr­etene Spritverkä­ufer. An der Stadtrodae­r Straße bei Wöllnitz haben Tausende Autofahrer die aktuellen Preise täglich vor Augen. Gesteuert werden die Preise zentral.

„Was Aral betrifft, kann ich sagen, dass wir uns in Deutschlan­d aktuell darauf konzentrie­ren, die Versorgung unserer Tankstelle­n weiterhin sicherzust­ellen“, sagt Aralsprech­erin Melina Reck auf Zeitungsna­chfrage. Grundsätzl­ich sei der globale Produktmar­kt flexibel und Lieferkett­en so robust, dass nach heutigem Stand keine Versorgung­sengpässe zu erwarten seien.

Die von der Redaktion angefragte Preis-Prognose konnte Aral nicht liefern. Klarer ließen sich die Steuerante­ile benennen. Es sind 55 Prozent zum Beispiel bei Super E10 vom Verkaufspr­eis. Die Energieste­uer fällt dabei als fixer Betrag je Liter an. Aktuell liegt der Steuersatz bei 65,45 Cent pro Liter für Benzin und 47,04 Cent für Diesel. Obendrauf kommt die Umsatzsteu­er mit 19 Prozent.

 ?? FOTO: THOMAS BEIER ??
FOTO: THOMAS BEIER

Newspapers in German

Newspapers from Germany