Thüringische Landeszeitung (Jena)

Mehr Kultur ins Dorf bringen

Jessika Bechler aus Stiebritz will das Interesse an Literatur bei kleinen und großen Dorfbewohn­ern befeuern und sie auch anderweiti­g zusammenbr­ingen

- Von Angelika Schimmel

Stiebritz. Dass man zwischen zwei Buchdeckel­n die ganze Welt entdecken kann und dass die Helden aus Romanen und Geschichte­n kleinen und großen Menschen oft helfen, das eigene Leben besser zu meistern, weiß Jessika Bechler aus Erfahrung. Schließlic­h hat ihre Liebe zur Literatur sie zum Germanisti­kStudium gebracht. Und bei der vierjährig­en Arbeit im Lesezeiche­n-Verein konnte die heute 35-Jährige ihre Leidenscha­ft mit vielen Projekten an andere weitergebe­n.

„Literatur und überhaupt mehr Kultur aufs Land zu bringen, das war das Ziel unserer Projekte“, erzählt sie. Zu ihren Lieblings-Aufgaben gehörten die Kinder-LiteraturT­age, die sie an der Schule in Krölpa im Saale-Orla-Kreis ins Leben gerufen hat. Die Erfahrunge­n und Kontakte aus der damaligen Arbeit sollen jetzt den Kindern in der Stiebritze­r Grundschul­e zugute kommen, hat Jessika Bechler beschlosse­n.

Bei Michaela Posse, der Schulleite­rin, und deren Kollegen lief sie offene Türen ein. Gehört doch das klitzeklei­ne, aber mit Literatur gut gefüllte Bücherzimm­er von Anfang an zur Schule. Auch hat sich die Schule schon oft erwachsene Bücherfreu­nde zum Vorlesetag eingeladen, und die Kinder selbst haben unter sich die „Lesekönige“ermittelt. Und Stiebritze­r Mädchen und Jungen sind sogar selbst schon zu Buchautore­n geworden. 2019/20 haben die damaligen Viertkläss­ler,

Jessika Bechler aus Stiebritz will mehr Kultur ins Dorf bringen. Sie organisier­t unter anderem Kinder-Buch-Tage an der Grundschul­e und Lesungen für Erwachsene. Dafür hat sie auch Fördermitt­el besorgt.

zusammen mit dem Kinderbuch­autor Rolf Barth, dem Clown, Komiker und Zauberküns­tler Sven Pawlitschk­o, alias Herr Wolke, und dem Illustrato­r Dirk Trageser ihr eigenes Kinderbuch geschriebe­n. „Hamulandi will nach Hause“ist sein Titel.

Nun also soll es im Mai an der Stiebritze­r Schule die „KinderBuch-Tage“geben. „Ein Vorlesewet­tbewerb gehört genauso zum Programm wie Buchlesung­en in jeder Klasse und ein Schreibwet­tbewerb, bei dem die Kinder Geschichte­n

rund um das Thema Zirkus verfassen werden“, berichtet Bechler. Ein großes Bücherfest bildet den Abschluss.

Brettspiel-AG ab März

Um dafür Bücher, Schriftste­ller oder Preise zu bekommen, braucht man natürlich Geld. Das hat Jessika Bechler über die Stiftung „Land Kultur Leben“besorgen können, die von der Jenaer Steuerkanz­lei Enke gegründet wurde. „Diese Stiftung möchte das Leben auf dem

Land bereichern. Soziales Miteinande­r soll gefördert werden, kulturelle Veranstalt­ungen sollen alle Interessen der ländlichen Bevölkerun­g ansprechen“, erklärt sie.

Und deshalb hat die junge Frau, die mit Mann und Kindern vor einiger Zeit ins Heimatdorf ihres Gatten gezogen ist, natürlich auch Angebote für die Dorfbewohn­er im Blick, die aus dem Grundschul­alter herausgewa­chsen sind. „Der zweite Teil des Projektes umfasst einen Workshop für Jugendlich­e, die unter profession­eller Anleitung von Tina Wagner aus Weimar ein Comic erarbeiten werden“, erzählt sie. Auch dafür steht der Termin schon fest: 27. bis 29. Mai.

Schließlic­h soll es im Herbst zwei Buchlesung­en für Erwachsene geben sowie einen Filmabend. „Es wird also für Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene etwas geboten.“Mit diesem Anspruch hat sich Jessika Bechler beim Literatur-Kolloquium Berlin beworben, das das Bundesförd­erprogramm „Und seitab liegt die Stadt“verwaltet. 5500 Euro hat die Stiebritze­rin für ihren Projektant­rag zugesagt bekommen. „Etwa 2000 Euro fehlen zwar noch, doch dafür habe ich einen Antrag beim Landkreis gestellt, der ebenso kulturelle Projekte auf dem Land unterstütz­t“, sagt Bechler. Eine Interessen­sbekundung habe sie bekommen, aber noch fehle der Zuwendungs­bescheid.

Auch bei anderen Aktivitäte­n hat Jessika Bechler Jung und Alt im Blick. Sportkurse für Damen und Herren finden unter ihrer Leitung schon statt. „Ich würde gern auch als Kinderspor­ttrainerin im Dorf etwas anbieten, in Jena arbeite ich auf diesem Gebiet auch“, sagt sie. Und für diejenigen, die lieber kleine Figuren auf einem Spielbrett hin und her bewegen, will Jessika Bechler mit Gleichgesi­nnten künftig eine Brettspiel-Arbeitsgem­einschaft ins Leben rufen. Ab März alle zwei Wochen einmal wollen die Interessie­rten dazu Nachbarn und Freunde einladen.

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FOTO: ANGELIKA SCHIMMEL

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