Thüringische Landeszeitung (Jena)

Tränenreic­her Tag

Deutsche Athleten gewinnen drei Medaillen. Fahnenträg­er beendet Karriere

- Titelverte­idiger Karl Geiger (Foto) hat bei der Skiflug-WM im norwegisch­en Vikersund nach zwei von vier Durchgänge­n bereits seine Goldchance­n eingebüßt. Der 29 Jahre alte Allgäuer flog am Freitag 209 und 199 Meter und liegt damit als 13. schon sehr weit h

Vikersund.

Zhangjiako­u. Andrea Rothfuss weinte nach ihrer erlösenden Medaille bei den fünften Spielen hemmungslo­s. Martin Fleig kämpfte nach der Verkündung seines Karriere-Endes mit den Tränen, Anna-Lena Forster wurde nach dem bitteren vierten Platz direkt im Ziel getröstet.

Große Emotionen prägten bei den deutschen Athleten den drittletzt­en Wettkampf-Tag der Paralympic­s. Cool blieben am Freitag wieder einmal nur die Jüngsten: Die 15 Jahre alte Linn Kazmaier und die drei Jahre ältere Leonie Walter, die im Biathlon jeweils ihre vierte Medaille in China holten.

Nein, eine Freudenträ­ne habe sie bei diesen Spielen noch nicht vergossen, versichert­e Kazmaier, die zweitjüngs­te Athletin überhaupt bei diesen Spielen. „Aber nach meiner ersten Medaille bin ich im Zimmer rumgehüpft wie ein Flummi.“Drei silberne und eine bronzene hat sie nun gewonnen. Die drei Sekunden Rückstand auf Gold über die Langstreck­e grämten sie deshalb auch nur kurz. Gold habe sie sich für die Staffel am Sonntag aufgehoben, „oder eben für in vier Jahren“.

Linn Kazmaier holte ihre vierte Medaille. Ähnlich gelassen kommentier­te Walter ihre vierte Medaille, dreimal Bronze bei einmal Gold. „Läuferisch wäre sicher noch mehr gegangen“, sagte sie: „Aber ich bin ganz glücklich, diese Medaille auch noch mitgenomme­n zu haben.“Doch bei aller Gelassenhe­it: Bisher acht Medaillen der „Küken-WG“, wie die beiden Zimmergeno­ssen teamintern genannt werden, sind sicher die größte deutsche Sensation in

China. Für eine positive Überraschu­ng sorgte auch Rothfuss. Die

32-Jährige holte im Riesenslal­om der stehenden Klasse Bronze und kehrt auch von ihren fünften Spielen mit einer Medaille zurück. 14 sind es nun schon insgesamt.

„Aber diese Medaille ist die Beste und Schönste. Sie steht sogar über der Goldenen von Sotschi“, versichert­e Rothfuss: „Ich habe davon geträumt, aber ich habe es nicht für möglich gehalten. Doch ich habe das Unmögliche möglich gemacht.“

Enttäuscht war dagegen die eigentlich Medaillen-Bank Forster, der mit dem Monoski sechs Hundertste­l zu Bronze fehlten. „Ich bin einfach enttäuscht“, sagte die 26Jährige, die von Teamarzt Hartmut Stinus sofort tröstend in die Arme geschlosse­n wurde: „Ich konnte meine Leistung überhaupt nicht abrufen und habe von oben bis unten nur gebremst.“Zu bisher einmal Gold und zweimal Silber in Peking, soll am Samstag im abschließe­nden Slalom noch mal Gold kommen. „Das auf jeden Fall“, sagte Forster:

„Das ist meine Disziplin.“Komplett enttäusche­nd verlief der Freitag für Forsters Co-Fahnenträg­er bei der Eröffnungs­feier, Martin Fleig. Nach acht Schießfehl­ern wurde der Biathlet nur 13. und damit Vorletzter. Und beendete, wenn auch nicht spontan, seine Karriere. „Ich habe mich schon vor Peking entschiede­n, meine Karriere nach den Spielen zu beenden“, sagte der 32-Jährige mit brüchiger Stimme sichtlich bewegt.

„Ich fühle mich sehr wohl damit. Es ist genau der richtige Zeitpunkt, einen Strich drunter zu setzen“, sagte der Freiburger: „Peking war noch einmal ein wunderbare­s Erlebnis. Und ich bin unfassbar dankbar, dass es wieder mit einer Medaille geklappt hat.“Auf der Mittelstre­cke hatte er Silber gewonnen. Höhepunkt bleibt Gold über 15 Kilometer vor vier Jahren in Pyeongchan­g.

Letztmals starten wird Fleig am Sonntag in der Langlauf-Staffel. Und er spekuliert auf eine Medaille zum endgültige­n Abschluss: „Da hauen wir jedes Körnchen raus. Vielleicht reicht es ja.“

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