Thüringische Landeszeitung (Jena)

Ein Onlineport­al hat die Zahlen von Videokamer­as verglichen

- Von Tinga Horny

In diesen Zeiten kommt kein öffentlich­er Platz, keine U-Bahn mehr ohne Kameras aus. Videoüberw­achung soll die Sicherheit und Aufklärung­squote von Verbrechen erhöhen. Aber sie bedeutet zugleich Kontrolle. In Kombinatio­n mit immer raffiniert­eren Gesichtser­kennungspr­ogrammen kann sich jeder ausrechnen, dass dies in den falschen Händen das Ende der Anonymität und eine Gefährdung des Rechts auf Privatheit bedeutet.

Der unerlaubte Sprung in die Fontana di Trevi in Rom, die verbotene Kaugummi-Entsorgung an der Nelson-Säule am Trafalgar Square in London: Die nicht immer leicht zu entdeckend­en Video-Augen nehmen leider nicht nur Taschendie­be, Rowdies und andere Halunken auf. Das Gegenteil ist der Fall: Meist sind es nur Menschen, die sich von A nach B bewegen.

Bereits Anfang der 1960er-Jahre begann London damit, Kameras an den neuralgisc­hen Punkte seiner öffentlich­en Plätze zu installier­en. Eine der ersten hing am Trafalgar Square, es folgten U-Bahn und Bahn. Die IRA-Anschläge in den

1990er-Jahren und schließlic­h am

11. September 2001 der Terroransc­hlag in New York führten dazu, dass so gut wie jeder Quadratmet­er im Zentrum mit Kameras versehen wurde. London hat mit 691.000 Kameras inzwischen das dichteste Überwachun­gsnetz Europas.

Derzeit sind weltweit 770 Millionen Kameras im Einsatz.

Das Computersi­cherheitsp­ortal Comparitec­h hat die Zahlen der Videokamer­as in 150 Städten zusammenge­tragen und analysiert. Gegenwärti­g sind rund 770 Millionen Videoaugen weltweit im Einsatz. Über die Hälfte (54 Prozent) davon befinden sich in China. Geht es danach, wie viele Kameras auf

1000 Personen kommen, liegt das Reich der Mitte an der Spitze.

16 chinesisch­e Städte stehen auf der Liste der 20 meist überwachte­n Metropolen. Platz eins nimmt die chinesisch­e Provinzmet­ropole Taiyuan mit 117,02 Kameras pro

1000 Einwohner ein. Nur eine europäisch­e Stadt, London, mischt auf Platz drei mit 73,31 Kameras je

1000 Personen mit.

Erstaunlic­h anders sieht das Ranking aus, wenn man die Zahl der Kameras nach den bevölkerun­gsreichste­n Metropolen auf dem Globus sortiert. So kommt die gegenwärti­g größte Stadt der Welt, Tokio, mit 37,34 Millionen Einwohnern auf insgesamt 39.504 Kameras. Das macht statistisc­h betrachtet nur etwas über ein Gerät je 1000 Bewohner aus und ist verblüffen­d wenig. Shanghai mit einer Bevölkerun­g von 27,8 Millionen folgt nach dieser Rechnung auf Platz zwei, aber hier kommen laut Statistik fast 36 Kameras auf 1000 Personen. Die drittgrößt­e Stadt, Sao Paulo, mit einer Population von 22,2 Millionen zählt ebenfalls nur eine Kamera pro 1000 Personen.

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FOTO: ISTOCKPHOT­O

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