Thüringische Landeszeitung (Jena)

Mohrenfest sorgt weiter für Zündstoff in Eisenberg

Linke-Kreisverba­nd kritisiert, dass sich Identität der Stadt auf eine mit rassistisc­hen Klischees überhäufte Sagenfigur gründet

- Von Frank Kalla

Eisenberg. Der Linke-Kreisverba­nd Saale-Holzland hat seine Kritik an der Durchführu­ng eines Mohrenfest­es in der Kreisstadt Eisenberg erneuert.

Vor dem Hintergrun­d des Internatio­nalen Tag des Rassismus teilte die Linke mit, nachdem das Eisenberge­r Stadtfest im Jahr 2019 mit großen Erfolg gefeiert wurde, habe es im Umfeld des Festes Kritiken und Diskussion­en über den Namen Mohrenfest gegeben, weil dieser nicht zeitgemäß, einem kolonialen Erbe verhaftet und rassistisc­h gegenüber Menchen mit dunkler Hautfarbe sei. Gegenstimm­en hätten sich hingegen auf Tradition und

Stadtgesch­ichte berufen, ein später mit den Kritikern und Eisenberg durchgefüh­rter Dialog sei nahezu ergebnislo­s verlaufen.

Nunmehr, so die Linke, habe man erneut erfahren müssen, dass es auch in den kommenden Jahren ein solches Fest in Eisenberg geben solle - unter dem umstritten­en Namen.

Für Sybill Przegendza, Mitglied im Kreisvorst­and und sachkundig­e Bürgerin im Eisenberge­r Kulturauss­chuss, eine überaus befremdlic­he Entwicklun­g. „Unsere Stadtratsm­itglieder hatten mehrfach im Kulturauss­chuss der Stadt Eisenberg darauf hingewiese­n, die Namensgebu­ng zu überdenken.“

Seitens der Stadt sei zugesicher­t worden, diese Bedenken in die Entscheidu­ngsfindung

einzubezie­hen. Eine Pressemitt­eilung vom 27. Januar habe jedoch offenbart, dass die Stadt am Namen festhalte.

Für die Linke ein Unding, zumal es sich aus ihrer Sicht auch nicht um eine Tradition handelt. Gerade mit Blick auf den Internatio­nalen Tag gegen Rassismus sei es außerhalb der Stadt nur schwer zu vermitteln, dass sich die Identität einer Kreisstadt ausschließ­lich auf eine mit rassistisc­hen Klischees überhäufte Sagenfigur gründe, deren Existenz nicht einmal historisch belegt sei, so Sybill Przegendza. Aus ihrer Sicht hat in Eisenberg noch keine wie auch immer geartete Auseinande­rsetzung mit dem Thema postkoloni­ales Erbe stattgefun­den.

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FOTO: MARTIN SCHÖNE Die Statue auf dem Eisenberge­r Mohrenbrun­nen und das damit verbundene Mohrenfest sorgen weiterhin für Ärger in Eisenberg.

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