Thüringische Landeszeitung (Jena)
1200 Gäste schauen Puten auf die Schnuten
Hoffest der Agrar-Genossenschaft Gönnatal voller Erfolg. Weshalb multiresistente Keime „kein Thema“sind
Lüdke, Chef der Gönnataler Putenspezialitäten GmbH, kennt die Diskussion. Bei dem gemeinsam mit der Gönnatal Agrar eG veranstalteten Hoffest am Sonnabend hatte er eine klare Antwort parat auf die Frage nach der jüngst verbreiteten Studie, die insbesondere einigen Geflügelfleisch-Produzenten Probleme mit multiresistenten Keimen bescheinigt hat. „Das ist kein Thema für uns“, sagte Lüdke. Neben dem hohen Maß Eigenkontrolle habe das mit systematischen Entscheidungen im Gönnatal zu tun.
Vor fünf Jahren habe sich sein Unternehmen entschieden, nur noch Puten-Hennen zu halten und zu verarbeiten. Davon würden aktuell 4000 bis 5000 Tiere alle fünf Wochen eingestellt und folglich 1000 Puten pro Woche geschlachtet. „Hähne sind nicht so stabil“; Hennen seien obendrein schneller schlachtreif und böten die „viel bessere Fleischqualität“. Zudem: Der Gesundheit im Tierbestand ist es nach Lüdkes Beschreibung förderlich, wenn man Wasser- und Landgefügel getrennt hält. Deshalb würden seit geraumer Zeit in der Stallung in Lehesten nur noch Gänse und keine Puten mehr gehalten. Welches Resümee zieht Stefan Lüdke zu seinem Jenaer Fachgeschäft mit Bistro, das vor einigen Wochen vom Grietgassen-Domizil am Abzweig
Neugasse in einen weit geräumigeren Laden mit schmuckem Gastraum 200 Meter weiter östlich gezogen ist? Der Mittagessen-Service laufe sehr gut; beim Verkauf an der Theke sieht Lüdke noch Luft nach oben. Offenkundig sei die Kundschaft in diesen Inflationsund Kriegszeiten zurückhaltender beim Fleisch-Einkauf. Und weshalb läuft der Laden in der Grietgasse unterm Label „Wild und Geflügel“und nicht – wie man bei einem Puten-Spezialisten denken könnte – anders herum? Stefan Lüdke lächelt. „So herum spricht es sich besser.“
Im Übrigen verfüge sein Unternehmen seit 2011 über eine EU-Zulassung für Wild-Verarbeitung und -Verkauf. Für diesen Geschäftszweig kooperieren die Gönnataler nach Stefan Lüdkes Beschreibung mit Forstämtern in ganz Thüringen.
Kathrin Löhle, die Chefin der Gönnatal Agrar eG, und Stefan Lüdke buchten das Hoffest am Sonnabend wegen der guten Resonanz als vollen Erfolg. Zum Angebot gehörte sogar ein Shuttleservice, der die Besucher zwischen dem Gewerbegebiet Gönnabach und dem Kuh- und Kükenstall in Zimmern transportierte. Insgesamt informierten sich etwa 1200 Gäste.