Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Es ist angezeigt, dass ein Wechsel stattfinde­t“

Silvia Voigt (CDU), Vorsitzend­e der Verwaltung­sgemeinsch­aft Südliches Saaletal, blickt kurz vor dem Ruhestand auf ihr Wirken zurück

- Marcus Voigt

Kahla. 2010 war Silvia Voigt (CDU) die Vorsitzend­e der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Südliches Saaletal, zuvor war sie dort lange Zeit als Hauptamtsl­eiterin tätig. Nun hat die 66-Jährige am Montag, 28. November, ihren letzten Arbeitstag.

Im Gespräch mit dieser Redaktion blickt Voigt auf ihre Arbeit zurück und berichtet von ihren Plänen für den Ruhestand.

Frau Voigt, in den vergangene­n Wochen haben Sie durchblick­en lassen, dass Sie sich noch gar nicht richtig auf den Ruhestand freuen. Hat sich das inzwischen geändert?

Ich freue mich prinzipiel­l auf den Ruhestand, habe derzeit aber noch viel zu tun. Und es ist angezeigt, dass ein Wechsel stattfinde­t, dass mit Frank Schorcht neue Ideen reinkommen.

Es passt auch zu dem Generation­swechsel, den es im Sommer mit vielen neugewählt­en Bürgermeis­tern im VG-Gebiet gegeben hat. Abgesehen davon, dass ich hätte gar nicht mehr wiedergewä­hlt werden können: Ich klebe nicht an meinem Posten.

Ihr Nachfolger hat wie sie ein CDUParteib­uch, war zudem Mitarbeite­r Ihres Sohnes Mario Voigt. Hat das eine Rolle bei seiner Wahl gespielt?

Im Nachgang wird immer viel geredet. Jeder von den vier Bewerbern hätte die Voraussetz­ungen erfüllt, ich habe mich nie für eine Person ausgesproc­hen. Frank Schorcht wurde von der Gemeinscha­ftsversamm­lung gewählt – und das bei mehr als 40 Stimmberec­htigten ziemlich eindeutig. Ich hatte eine Stimme davon. Was ich gut finde: Er ist Jurist und bei Streitfrag­en ist es von Vorteil, eine abstrakter­e Sichtweise zu haben.

In manchen Gemeinden der VG hat es zuletzt viel Streit gegeben.

Jeder hat das Recht, seine Meinung offen und frei zu sagen. Unabhängig von konkreten Beispielen habe ich mir häufig gewünscht, dass da mehr auf der Sachebene und weniger emotional diskutiert wird. Und ich habe immer gesagt: Es ist leicht, aus der zweiten Reihe zu schießen. Wer meint, dass er es besser kann, der soll selbst in die Verantwort­ung treten.

Wie sind Sie mit Streit in den Gemeinden umgegangen?

Klar habe ich mich über Dinge geärgert, die ich anderes gemacht hätte. Aber als VG sind wir nicht parteiisch und dürfen das auch gar nicht sein. Und es gibt ja auch viele Gemeinden in unserem Gebiet, die durch Einigkeit und Geschlosse­nheit stark sind.

Viele Bürgerinne­n und Bürger wissen nicht so recht, was eine VG eigentlich macht. Ärgert Sie das?

Als Verwaltung stehen wir nicht im Fokus. Mir fällt es ehrlich gesagt auch schwer darüber zu reden, was wir alles leisten. Kämmerei, Bauamt, Ordnungsam­t, Standesamt, Einwohnerm­eldebehörd­e – teils in Zusammenar­beit mit der Stadt Kahla, worüber ich mich sehr freue. Wir unterstütz­en unsere 20 Gemeinden verwaltung­stechnisch, helfen ihnen dabei, ihre Vorhaben umzusetzen. Auch wenn manche Bürgermeis­ter gesagt haben, dass ich ihre Chefin bin: Das passiert immer auf Augenhöhe.

Spaß hat es immer gemacht, wenn wir gemeinsam etwas gestaltet haben.

Zum Beispiel?

Den Hochwasser­schutz oder die zukunftswe­isende Entwicklun­g in Zöllnitz.

Übergeben Sie eine gut aufgestell­te VG?

Wir sind auf einem guten Weg, vom Papier loszukomme­n und digitaler

zu werden. Wir bilden seit den 2000ern selbst aus, haben fast alles junge Kollegen hier. Mein Nachfolger kann sich auf sie verlassen. Das gibt mir Ruhe.

Auch wenn es mal nicht rund gelaufen ist, war es interessan­t. Ein Problem haben und es lösen – das war das Spannende an meiner Arbeit. Silvia Voigt sagt, dass sie die Arbeit mit den Gemeinden vermissen wird

Was werden Sie vermissen?

Natürlich die Kollegen, auch die Arbeit mit den Gemeinden. Auch wenn es mal nicht rund gelaufen ist, war es interessan­t. Ein Problem haben und es lösen – das war das Spannende an meiner Arbeit.

Was machen Sie nun im Ruhestand?

Langweilig wird mir erstmal nicht, bis 2024 sitze ich noch im Kreistag. Zudem bin ich im Verein „Selbstverw­altung für Thüringen“aktiv. Dann will ich meiner Familie etwas zurückgebe­n, die mich in all den Jahren sehr unterstütz­t hat. Auch viele Hobbys sind zu kurz gekommen, das soll sich nun ändern. So habe ich es kaum geschafft, Bücher zu lesen. Und ich werde ein halbes Jahr lang einen Kurs besuchen, in dem Aquarelle gemalt werden.

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MARCUS VOIGT / MARCUS VOIGT Silvia Voigt (CDU) hört Ende November als Vorsitzend­e der Verwaltung­sgemeinsch­aft Südliches Saaletal auf.

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