Thüringische Landeszeitung (Jena)

Deal mit mutmaßlich­em Terrorchef

Der Bund wollte an Heinrich XIII. Prinz Reuß knapp 400 Hektar Wald im Saale-Orla-Kreis verkaufen

- Peter Hagen

Peinlicher Fauxpas mitten in Deutschlan­d: Während seit Monaten von höchster Stelle Ermittlung­en gegen mutmaßlich­e Mitglieder und Unterstütz­er einer terroristi­schen Vereinigun­g geführt werden, verhandelt das Bundesfina­nzminister­ium mit deren angebliche­n Rädelsführ­er Heinrich XIII. Prinz Reuß über den Verkauf eines Waldrevier­s aus dem Bestand der Bodenverwe­rtungs- und -verwaltung­s GmbH (BVVG). Jetzt wird gehofft, dass der unterzeich­nete Vertrag nicht zur Wirkung kommt.

Ein 394 Hektar umfassende­s Areal sollte an den Hauptbesch­uldigten in dem von der Bundesanwa­ltschaft geführten Terrorverf­ahren gehen. Der „Spiegel“nennt die Kaufsumme von einer Million Euro und beruft sich hierbei auf die Antwort des Bundesfina­nzminister­iums auf eine parlamenta­rische Anfrage der Bundestags­abgeordnet­en Gesine Lötzsch (Linke). Der Kaufvertra­g wurde demzufolge am 5. Dezember beurkundet. Also nur zwei Tage vor der bundesweit­en Razzia, bei der das Jagdschlos­s Waidmannsh­eil in Saaldorf (SaaleOrla-Kreis) von Heinrich XIII. Prinz Reuß zu den über 130 Objekten gehörte, die auf richterlic­he Anordnung durchsucht worden sind und in dessen Zuge es zu 25 Festche nahmen gekommen war. Darunter der Reußen-Prinz.

Nach Recherchen unserer Redaktion befindet sich das Revier der Begierde von Heinrich XIII. Prinz Reuß im Saale-Orla-Kreis. Mit dem Oktober 2021 war die BVVG-Fläche zur Betreuung an den Bundesfors­t übergeben worden. Als Ziel wurde seinerzeit genannt, „die Flä

im Nationalen Naturerbe des Bundes zu führen und naturschut­zfachlich zu entwickeln“. Von einem Weiterverk­auf an private Interessen­ten war nicht die Rede gewesen. Im Gegenteil. Die Stadt Wurzbach als Kaufintere­ssent ging leer aus.

Der beabsichti­gte Waldverkau­f an Heinrich XIII. Prinz Reuß wird mit der Entschädig­ung von erlittenem Unrecht in der DDR begründet. Dass der Mann aktiv der Reichsbürg­erszene zugehörig ist, den BRD-Staat ablehnt und ernsthaft die 1918 mit der Novemberre­volution zerfallene­n Verwaltung­sstrukture­n der damaligen reußischen Fürstentüm­er wiederhers­tellen wollte, war zum Zeitpunkt der

Verkaufsve­rhandlunge­n nicht zuletzt aufgrund von Veröffentl­ichungen dieser Zeitung längst bekannt.

Mit der Razzia nur zwei Tage nach der Beurkundun­g muss es bei den Mitarbeite­rn der BVVG ein böses Erwachen gegeben haben. Jetzt ist man bemüht, den Vertrag nicht wirksam werden zu lassen. Offenbar waren keine bevollmäch­tigten Vertreter der BVVG bei der notarielle­n Beurkundun­g zugegen gewesen, so dass wohl die Möglichkei­t besteht, den unter Vorbehalt stehenden Vertrag nicht zu bestätigen. Zugleich soll der Anspruch auf Entschädig­ung im Falle des Prinzen im Zusammenha­ng mit dem Terrorverd­acht auf den Prüfstand.

 ?? BORIS ROESSLER / DPA ?? Heinrich XIII. Prinz Reuß wird bei seiner Festnahme von einem Polizisten eskortiert.
BORIS ROESSLER / DPA Heinrich XIII. Prinz Reuß wird bei seiner Festnahme von einem Polizisten eskortiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany