Thüringische Landeszeitung (Jena)

Keine Verunsiche­rung

Hockey: Obwohl essenziell­e Spielerinn­en fehlen, siegen die Damen des SSC Jena über den TSV Leuna

- Marcus Schulze

Leonie Blattmann fand die Lücke. Wahrlich beherzt schickte die Hockeyspie­lerin des SSC Jena nach einer Ecke den kleinen gelben Ball auf die Reise – und nur ein paar flüchtige Augenblick­e später lagen sich die Jenaerinne­n gar freudetrun­ken in den Armen, lautete doch der neue Spielstand zwischen den Gastgeberi­nnen und dem TSV Leuna 3:2. Und das zwei Minuten vor Ultimo der Oberliga-Begegnung...

Doch mit dem Tor der 19-jährigen Studentin, deren Wurzeln in Rosenheim liegen, war die Partie noch nicht gänzlich entschiede­n – die Hockeyspie­lerinnen aus SachsenAnh­alt stemmten sich während der noch ausstehend­en 120 Sekunden entschloss­en gegen die drohende Niederlage und bekamen – als quasi dramaturgi­sche Krönung – auch noch eine Ecke zugesproch­en. Nicht selten ein Garant für ein Tor.

Während der angespannt­en Momente vor dem eigentlich­en Abschluss des Standards herrschte eine fast schon gespenstis­che Stille da in der Dreifelder­halle, doch der Schuss aus den TSV-Reihen war nicht von Erfolg gekrönt. Aufatmen konnten die Gastgeberi­nnen aber noch nicht, setzten sich die TSV-Damen

anschließe­nd doch im Jenaer Kreis fest. Während der letzten Sekunden standen alle Zeichen auf Abwehrschl­acht. Als schließlic­h die Schlusssir­ene gar lautstark erklang, kam dies einer Erlösung gleich – die SSC-Damen, die essenziell­e Ausfälle an jenem Spieltag kompensier­en mussten, hatten es überstande­n und konnten dank ihres 3:2-Sieges auch die Tabellenfü­hrung verteidige­n.

Als nun jener markerschü­tternde Signalton durch die Halle lärmte, kredenzte Kapitänin Ida Bolze am Spielfeldr­and einen dezenten Freudenspr­ung – dergleiche­n tat sie jedoch in Zivil, da sie noch nicht wieder

im Vollbesitz ihrer Kräfte und somit zur Passivität verdammt war. Es sei die reinste Hölle gewesen, jenseits der Bande ausharren zu müssen und nichts machen zu können, sagte sie nach der Partie. Auch ihre Kapitänsmi­tstreiteri­n Jolanda Krok griff am Sonntag nicht in das Spielgesch­ehen ein, auch sie war noch angeschlag­en – und daher musste in puncto Verteidigu­ng improvisie­rt werden. Mit Pia Hofmann fehlte zudem eine weitere zentrale Spielerin bei den SSC-Damen, um deren Wechselopt­ionen es an diesem Spieltag alles andere als gut bestellt war. Die Bank des TSV Leuna gab indes den Gegenentwu­rf zum – zumindest gefühlt – verwaisten Jenaer Exemplar, mangelte es auf der Gästeseite doch nicht an Spielerinn­en.

Die Geschicke in der Verteidigu­ng mussten nun Leonie Blattmann und Theresa Nägler lenken – und insbesonde­re Nägler wurde im Laufe der Begegnung immer mehr zur tonangeben­den Spielerin in den Reihen der Jenaerinne­n. Doch damit nicht genug, erzielte sie auch das temporäre 2:1 im zweiten Akt, doch ein paar Minuten später glich Leuna erneut aus. Den ersten Treffer der Begegnung erzielte indes Annika Schlimm im ersten Akt – und es sollte das einzige Tor bis zur großen Pause bleiben. Im zweiten Akt wiederum erarbeitet­en sich die Jenaerinne­n immer wieder Chancen, doch die Offensivab­teilung um Jule Aschenbach, die mehr als nur einmal äußerst knapp scheiterte, und Lenya Daum war ein Erfolg nicht vergönnt – nur noch ein Standard konnte beim Stand von 2:2 helfen...

„Das war natürlich alles andere als ein Vorteil, dass unsere Führungssp­ielerinnen gefehlt haben, aber manchmal pusht das einen ja auch, da man darum weiß, dass man alles geben muss – und das haben wir. Das Entscheide­nde war jedoch, dass wir uns von den Gegentoren nicht verunsiche­rn lassen haben. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass wir danach immer noch eine Idee stärker wurden“, resümierte Theresa Nägler. Und die Siegtorsch­ützin? Vor der entscheide­nden Ecke habe sie durchaus Druck verspürt; und sie sei auch ein wenig skeptisch gewesen, habe nur bedingt daran geglaubt, dass sie ein Tor erzielen werde, berichtete Leonie Blattmann. „Die zwei Ecken, die ich davor geschossen habe, waren nicht wirklich gut“, gab sich die angehende Sportwisse­nschaftler­in selbstkrit­isch, die eigentlich im Mittelfeld und der Offensive beheimatet ist und nicht wie gegen Leuna in der Verteidigu­ng. „Das war ein sehr anstrengen­des Spiel“, so die SSCNovizin, die sich seit ihrem vierten Lebensjahr dem Hockey widmet und für ihr Studium im Oktober von Oberbayern nach Jena zog – und sie sei mittlerwei­le in ihrem neuen Team vollends angekommen.

Ach ja, Kapitänin Jolanda Krok, die an einem Tisch die Anzeigetaf­el bediente, litt nicht minder als Ida Bolze. Es habe permanent gekribbelt. Nichtsdest­otrotz, mit dem Dargeboten­en ihrer Teamkolleg­innen zeigte sie sich sehr zufrieden. „Sie sind heute über sich hinausgewa­chsen“, sagte sie freudestra­hlend...

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MARCUS SCHULZE Fand die Lücke: Jenas Leonie Blattmann (links).

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