Thüringische Landeszeitung (Jena)
Keine Verunsicherung
Hockey: Obwohl essenzielle Spielerinnen fehlen, siegen die Damen des SSC Jena über den TSV Leuna
Leonie Blattmann fand die Lücke. Wahrlich beherzt schickte die Hockeyspielerin des SSC Jena nach einer Ecke den kleinen gelben Ball auf die Reise – und nur ein paar flüchtige Augenblicke später lagen sich die Jenaerinnen gar freudetrunken in den Armen, lautete doch der neue Spielstand zwischen den Gastgeberinnen und dem TSV Leuna 3:2. Und das zwei Minuten vor Ultimo der Oberliga-Begegnung...
Doch mit dem Tor der 19-jährigen Studentin, deren Wurzeln in Rosenheim liegen, war die Partie noch nicht gänzlich entschieden – die Hockeyspielerinnen aus SachsenAnhalt stemmten sich während der noch ausstehenden 120 Sekunden entschlossen gegen die drohende Niederlage und bekamen – als quasi dramaturgische Krönung – auch noch eine Ecke zugesprochen. Nicht selten ein Garant für ein Tor.
Während der angespannten Momente vor dem eigentlichen Abschluss des Standards herrschte eine fast schon gespenstische Stille da in der Dreifelderhalle, doch der Schuss aus den TSV-Reihen war nicht von Erfolg gekrönt. Aufatmen konnten die Gastgeberinnen aber noch nicht, setzten sich die TSV-Damen
anschließend doch im Jenaer Kreis fest. Während der letzten Sekunden standen alle Zeichen auf Abwehrschlacht. Als schließlich die Schlusssirene gar lautstark erklang, kam dies einer Erlösung gleich – die SSC-Damen, die essenzielle Ausfälle an jenem Spieltag kompensieren mussten, hatten es überstanden und konnten dank ihres 3:2-Sieges auch die Tabellenführung verteidigen.
Als nun jener markerschütternde Signalton durch die Halle lärmte, kredenzte Kapitänin Ida Bolze am Spielfeldrand einen dezenten Freudensprung – dergleichen tat sie jedoch in Zivil, da sie noch nicht wieder
im Vollbesitz ihrer Kräfte und somit zur Passivität verdammt war. Es sei die reinste Hölle gewesen, jenseits der Bande ausharren zu müssen und nichts machen zu können, sagte sie nach der Partie. Auch ihre Kapitänsmitstreiterin Jolanda Krok griff am Sonntag nicht in das Spielgeschehen ein, auch sie war noch angeschlagen – und daher musste in puncto Verteidigung improvisiert werden. Mit Pia Hofmann fehlte zudem eine weitere zentrale Spielerin bei den SSC-Damen, um deren Wechseloptionen es an diesem Spieltag alles andere als gut bestellt war. Die Bank des TSV Leuna gab indes den Gegenentwurf zum – zumindest gefühlt – verwaisten Jenaer Exemplar, mangelte es auf der Gästeseite doch nicht an Spielerinnen.
Die Geschicke in der Verteidigung mussten nun Leonie Blattmann und Theresa Nägler lenken – und insbesondere Nägler wurde im Laufe der Begegnung immer mehr zur tonangebenden Spielerin in den Reihen der Jenaerinnen. Doch damit nicht genug, erzielte sie auch das temporäre 2:1 im zweiten Akt, doch ein paar Minuten später glich Leuna erneut aus. Den ersten Treffer der Begegnung erzielte indes Annika Schlimm im ersten Akt – und es sollte das einzige Tor bis zur großen Pause bleiben. Im zweiten Akt wiederum erarbeiteten sich die Jenaerinnen immer wieder Chancen, doch die Offensivabteilung um Jule Aschenbach, die mehr als nur einmal äußerst knapp scheiterte, und Lenya Daum war ein Erfolg nicht vergönnt – nur noch ein Standard konnte beim Stand von 2:2 helfen...
„Das war natürlich alles andere als ein Vorteil, dass unsere Führungsspielerinnen gefehlt haben, aber manchmal pusht das einen ja auch, da man darum weiß, dass man alles geben muss – und das haben wir. Das Entscheidende war jedoch, dass wir uns von den Gegentoren nicht verunsichern lassen haben. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass wir danach immer noch eine Idee stärker wurden“, resümierte Theresa Nägler. Und die Siegtorschützin? Vor der entscheidenden Ecke habe sie durchaus Druck verspürt; und sie sei auch ein wenig skeptisch gewesen, habe nur bedingt daran geglaubt, dass sie ein Tor erzielen werde, berichtete Leonie Blattmann. „Die zwei Ecken, die ich davor geschossen habe, waren nicht wirklich gut“, gab sich die angehende Sportwissenschaftlerin selbstkritisch, die eigentlich im Mittelfeld und der Offensive beheimatet ist und nicht wie gegen Leuna in der Verteidigung. „Das war ein sehr anstrengendes Spiel“, so die SSCNovizin, die sich seit ihrem vierten Lebensjahr dem Hockey widmet und für ihr Studium im Oktober von Oberbayern nach Jena zog – und sie sei mittlerweile in ihrem neuen Team vollends angekommen.
Ach ja, Kapitänin Jolanda Krok, die an einem Tisch die Anzeigetafel bediente, litt nicht minder als Ida Bolze. Es habe permanent gekribbelt. Nichtsdestotrotz, mit dem Dargebotenen ihrer Teamkolleginnen zeigte sie sich sehr zufrieden. „Sie sind heute über sich hinausgewachsen“, sagte sie freudestrahlend...