Thüringische Landeszeitung (Jena)

80-Millionen-Auftrag für Atom-Endlager

Schacht Konrad ist eines von vielen aktuellen Schachtbau-Projekten. Nordhäuser Firma ist optimistis­ch für 2023

- Kristin Müller

2,70 Meter im Durchmesse­r: Solche Rohre instand zu setzen, ist keine Sache für jeden Klempner. Schachtbau nimmt sich der Sache an. Dieses Jahr stehen diese Arbeiten an der Bleilochta­lsperre an, im Dezember vergab der Vattenfall-Konzern den 2,3 Millionen Euro schweren Auftrag zur Grundablas­s-Sanierung an das Nordhäuser Unternehme­n.

Damit summieren sich die Auftragsei­ngänge in diesem Jahr auf über 120 Millionen Euro, etwas mehr sogar als 2021. „Wir sind mit einem Auftragsbe­stand von deutlich über 200 Millionen Euro ins neue Jahr gegangen“, blickt der Schachtbau-Geschäftsf­ührer Michael Seifert frohgemut nach vorn.

Trotz allgemeine­r Rezession? Trotz Verunsiche­rung und Ängsten allerorten? Ja, sagt Seifert, leichter sei das Geschäft nicht geworden. „Aber in den Bereichen, in denen wir unterwegs sind, herrscht bis jetzt eine konstante Nachfrage.“

Der Vorjahresu­msatz in Höhe von voraussich­tlich 120 Millionen Euro widerspieg­elt das. Bergbau,

Anlagentec­hnik, Stahlbau und Maschinenb­au: Die Nordhäuser haben Nischen gefunden, die nur wenige andere Firmen gleichfall­s besetzen können. Dem Know-how der 800 Mitarbeite­r in Deutschlan­d und den 200 Mitarbeite­rn in Kasachstan sei Dank. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) lobte erst vorigen Herbst die „berühmte Schachtbau-Schweißnah­t“.

Brückensan­ierung in Leverkusen, Duisburg und Düsseldorf

Außerdem ist vieles von dem, was das Unternehme­n liefert, konjunktur­unabhängig: Kläranlage­n zu modernisie­ren, können Kommunen nicht ewig hinauszöge­rn. Und Schachtbau zählt sich zu den ersten Drei in Deutschlan­d, die entspreche­nde Leistungen in hoher Wertschöpf­ungstiefe – also von der Edelstahlf­ertigung bis zur Montage vor Ort – anbieten.

Auch die Sanierung von stählernen Straßenbrü­cken ist vielerorts dringend. Aus den 1960ern stammen viele über den Rhein in Nordrhein-Westfalen, wo die Schachtbau­er seit Jahren auf Montage sind. Sei es in Leverkusen, Duisburg oder

Düsseldorf. Doch auch die ersten nach der Wende gebauten Brücken zeigen Verstärkun­gsbedarf, erklärt Seifert und nennt beispielha­ft eine Brücke der A 2 bei Hohenwarte.

Für die Anlagentec­hniker von Schachtbau konnte im Herbst der seit drei Jahrzehnte­n größte Einzelauft­rag akquiriert werden. Für 16,5 Millionen Euro sollen bis Anfang 2025 eine Klärgasauf­bereitung und zwei Blockheizk­raftwerke zur Gasverwert­ung in Berlin-Schönerlin­de errichtet werden. Diverse Aufträge für die Berliner Wasserbetr­iebe der Vorjahre dürften als Referenzpr­ojekte überzeugt haben, meint Robert Franz, der Leiter der Geschäftse­ntwicklung Water bei Schachtbau.

Kasachisch­e Bergwerke sorgen für beständige Aufträge

Im Bergbau sorgt das Auffahren neuer Strecken in einem kasachisch­en Chromerzbe­rgwerk für stete Umsätze im zweistelli­gen Millionenb­ereich pro Jahr. Für das Lehrund Forschungs­bergwerk der TU Bergakadem­ie Freiberg gilt es einen 1,5 Millionen-Euro-Auftrag abzuarbeit­en. Nachdem voriges Jahr der Hauptschac­ht der „Reichen Zeche“ein neues Fördergerü­st bekam, sollen bis Ende März weitere Modernisie­rungen erfolgen. Ein riesiger, von Schachtbau entwickelt­er und gebauter Doppeltrom­melförderh­aspel gehört dazu.

Das zukünftige Atomendlag­er Schacht Konrad bei Salzgitter sorgt gleichfall­s für viel Arbeit: Aus 1200 Tonnen Stahl soll ein mehr als 50 Millionen Euro teurer Förderturm entstehen. Ab Mitte diesen Jahres werden die Einzelteil­e zunächst von den Stahlbauer­n in den Nordhäuser Schachtbau-Hallen gefertigt, ab 2024 erfolgen dann die Montagearb­eiten in Salzgitter.

In dem früheren Eisenerzbe­rgwerk sollen ab 2027 schwach- und mittelradi­oaktive Abfälle, wie sie unter anderem im medizinisc­hen Sektor anfallen, eingelager­t werden. Der Förderturm wird das Herzstück des Endlagers sein. Zudem hat Schachtbau von der Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g eine etwa 30 Millionen Euro umfassende Auftragser­weiterung bekommen, bis 2024 im untertägig­en Streckensy­stem von Schacht Konrad eine 40 Zentimeter starke Betoninnen­schale inklusive Fahrbahnde­cke einzubauen.

Das Atomendlag­er der DDR in Morsleben soll gleichfall­s verwahrt werden. Mit Experten aus Freiberg und Leipzig wollen die Schachtbau­er im Rahmen eines Forschungs­projekts dieses Jahr zunächst ein Abdichtbau­werk probehalbe­r errichten und dieses sodann etwa zwei Jahre auf seine Durchlässi­gkeit testen.

Wir sind mit einem Auftragsbe­stand von deutlich über 200 Millionen Euro ins neue Jahr gegangen. Manfred Seifert, Geschäftsf­ührer von Schachtbau Nordhausen

 ?? LINDA ERBSMEHL, SCHACHTBAU NORDHAUSEN ?? Diese große Förderhasp­el entwickelt­en und bauten die Schachtbau­er für das Lehr- und Forschungs­bergwerk der TU Bergakadem­ie Freiberg. Geschäftsf­ührer Michael Seifert (links) lässt sich von Knut Große Details erklären.
LINDA ERBSMEHL, SCHACHTBAU NORDHAUSEN Diese große Förderhasp­el entwickelt­en und bauten die Schachtbau­er für das Lehr- und Forschungs­bergwerk der TU Bergakadem­ie Freiberg. Geschäftsf­ührer Michael Seifert (links) lässt sich von Knut Große Details erklären.
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