Thüringische Landeszeitung (Jena)
Berührte Seelen
„Maschine“Birr über Ost-Rock, das neue Album, die Puhdys und die Tour mit Uwe Hassbecker
Die Puhdys („Lebenszeit“, „Alt wie ein Baum“, „Geh zu ihr“, „Das Buch“, „Hey, wir wollen die Eisbären sehen“) sind bereits seit 2016 als Band Geschichte. Sänger Dieter „Maschine“Birr ist seitdem viel auf Solopfaden unterwegs. Kürzlich veröffentlichte er mit „Große Herzen“ein weiteres Album. Und er geht auch wieder auf Tournee – mit mehreren Auftritten in Thüringen. Wir sprachen mit dem 78-jährigen Berliner.
In Thüringen machen Sie auf Ihrer Tour gleich mehrmals Station. Ihnen scheint es dort zu gefallen.
Ja, das ist auch so. Ich komme sehr gern nach Thüringen, war ja auch oft mit den Puhdys da.
Sie treten wieder mit Uwe Hassbecker, Ex-Mann der legendären Tamara Danz von Silly auf, einem der besten Gitarristen des Landes. Was verbindet Sie?
Zwischen uns passt es einfach, zumal er ja auch Geige und Mandoline spielt. Diese ungemeine Kreativität sorgt für Abwechslung auf der Bühne.
Mit einem anderen Gitarristen, Fritz Puppel von City, verbindet Sie seit Jahrzehnten eine enge Freundschaft. Waren Sie beim letzten Konzert der Gruppe am 30. Dezember in Berlin dabei?
Nein, ich hatte an diesem Tag selbst Autogrammstunden, unter anderem in Leipzig.
Er soll zu den wenigen gehören, die Sie „Dieter“nennen.
Das stimmt. Wir treffen uns regelmäßig, eigentlich jede Woche, auch in Familie.
Ost-Rock lebt nach wie vor oder auch wieder. Was meinen Sie, warum?
Die Menschen schwelgen gerne in Erinnerung, wir haben mit vielen
Songs die Seelen berührt. Und die Musik konnte sich ja schon immer hören lassen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich bin nach wie vor voller Leidenschaft, neugierig darauf, was mir auch textlich so einfällt.
Sie hatten mit den anderen BandMitgliedern der Puhdys einen langen juristischen Streit wegen Song-Rechten. Wie ist das Verhältnis jetzt?
Der Streit ist beigelegt mit einer außergerichtlichen Einigung. Ansonsten gibt es keinen Kontakt, auch wenn die Zeit mit den Puhdys die schönste meines Lebens war
Ist das Wunder eines Puhdys-Comebacks vollkommen ausgeschlossen? Ja.
Ihr neues Solo-Album ist tiefgründig. „Große Herzen“ist ursprünglich eine alte Puhdys-Nummer, die Sie als Ballade neu eingespielt haben. Warum haben Sie gerade dieses Lied als Titelsong gewählt?
Es ist eine Dankeshymne. Denn, was wäre die Welt ohne Nächstenliebe und Menschen, die sich selbstlos für andere aufopfern? Sie ist auch an jene gerichtet, die in der Pandemie, die harten, oftmals traurigen Zeiten erträglicher gemacht haben. Ein Dank an Ärzte und Schwestern, die bis zur Erschöpfung Sonderschichten geschoben haben. Hoffentlich ist die Pandemie nun vorbei, zumal der furchtbare Krieg immer noch andauert. Ich verstehe Putin nicht. Können nicht mal getötete Zivilisten, darunter auch völlig unschuldige Kinder, sein Herz erweichen? So, dass er aufhört, Bomben zu werfen?
In „Legende aus Budapest“erinnern Sie an den verstorbenen ungarischen Rocksänger János Kóbor.
Mecky habe ich während eines Omega-Konzertes in den 70er-Jahren erstmals auf der Bühne erlebt, ich war echt beeindruckt. Mecky war ein hervorragender Musiker, wurde dann zu einem guten Freund.
Mit wem würden Sie gern noch mal auf der Bühne stehen?
Mit Jagger. Ich bin ein Riesen-Fan der Stones.
Auftritte von „Maschine „und Uwe Hassbecker mit „Lieder für Generationen“: Am 27. Januar in Erfurt, am 28. Januar in Pößneck, am 21. April in Greiz, am 21. Oktober in Ilmenau. Dazu ist er am 13. Mai zu einem Talk in Bad Tabarz.