Thüringische Landeszeitung (Jena)
Beste medizinische Versorgung im Freistaat
Beim Heimatcheck belegt Jena den ersten Platz. Die Zahl der Apotheken liegt weit über dem bundesweiten Durchschnitt
Jena. Beim großen Heimatcheck unserer Zeitung belegt Jena in der Kategorie medizinische Versorgung den ersten Platz in Thüringen. Unsere Leser vergaben in der Gesamtbetrachtung die Note 2,5. Die beste Bewertung erhielt die Region Winzerla und Neulobeda mit 2,1, gefolgt von dem Bereich Kernstadt (2,2). Einwohner des Ostens und des Nordens der Stadt beurteilten die medizinische Versorgung mit 2,8. Die schlechteste Note bekam die Region Bergdörfer und Süden (3,1).
Das Gesundheitsamt Jena zeigt sich zufrieden und bewertet die medizinische Versorgung im Stadtgebiet als „sehr gut“. „Dazu trägt natürlich auch das Universitätsklinikum Jena als größte Klinik in Thüringen bei“, antwortet Roswitha Putz, Pressesprecherin der Stadt, auf unsere Anfrage. Trotzdem könnten nicht alle Wünsche nach raschen Terminen bei bestimmten Fachärzten bedient werden.
Als problematisch werde im Allgemeinen der Fachkräftemangel gesehen, der auch vor Arztpraxen nicht Halt mache. Darüber hinaus kommen ebenso Menschen aus anderen Regionen Thüringens nach Jena, weil wiederum Fachärzte in deren Heimatorten fehlen. Die Stadt hat nur indirekten Einfluss auf die medizinische Versorgung. „Hier können nur ganz allgemeine
Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit junge Medizinerinnen und Mediziner Jena als Ort für ihre Praxisgründung wählen“, so Putz. Für die Vorgaben allgemein sei die Kassenärztliche Vereinigung zuständig und für die Krankenhausplanung das Land Thüringen.
Mit 29 Apotheken im Stadtgebiet ist Jena sehr gut aufgestellt. Wie
Thoralf Kühne von der Landesapothekenkammer Thüringen bestätigt, lag die durchschnittliche Apothekendichte in Deutschland im Jahr 2021 bei 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Allerdings wiesen die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union eine durchschnittliche Dichte von 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner auf. „Jena-Nord, Lobeda und Winzerla sind gleichermaßen gut versorgt“, sagt Roswitha Putz.
Auch die Ortsteilbürgermeister (OTB) der Vororte sowie der Dörfer am Stadtrand sind mit der medizinischen Versorgung zufrieden. Maik Prinz, OTB Münchenroda und Remdenroda, sieht die Versorgung gewährleistet. Die nächsten Apotheken in Isserstedt oder Jena-West befänden sich etwa fünf Kilometer entfernt und mit dem Anruf-Sammel-Taxi sei Münchenroda verkehrstechnisch gut aufgestellt. Lutz Arnold, OTB Cospeda, glaubt, „dass die Bürgerinnen und Bürger von Cospeda medizinisch gut versorgt sind.“
Der OTB von Vierzehnheiligen, Dieter Richter, sieht ebenfalls keine Benachteiligung aufgrund der räumlichen Entfernung zwischen den Dörfern und zur Innenstadt von Jena, der Einwohnerzahlen und des bestehenden Personennahverkehrs. Roswitha Putz hält es jedoch für zutreffend, „dass in den ländlisind. chen Ortsteilen die Versorgung nicht adäquat zu den größeren Ortsteilen ist.“Dies treffe allerdings auch auf weitere Versorgungen zu. Dafür biete der Jenaer Nahverkehr eine gute Anbindung an alle Stadtteile Jenas.
Jens Schulze, OTB von Ziegenhain, beurteilt die medizinische Versorgung als „ausreichend“. Dass es in einem so kleinen Ortsteil keinen Hausarzt oder eine Apotheke geben könne, sei klar. „Fehlender Nahverkehr ist auch hier wieder das Hauptübel.“Somit sei es besonders für altere Bürgerinnen und Bürger schwierig, Ärzte und Apotheken aufzusuchen – auch wenn die nächsten Praxen und Filialen nur etwa zwei Kilometer entfernt Auch Teilnehmer unseres Heimatchecks nennen in Verbindung mit der medizinischen Versorgung den Öffentlichen Personennahverkehr. So schrieb ein Leser, die Anbindung von Wöllnitz an den Jenaer Nahverkehr durch eine Stadtbuslinie könnte eine Verbesserung der medizinischen Betreuung auch für ältere, nicht mehr so mobile Einwohner erreichen.
„Im Rahmen des Smart City-Projekts Jena wird derzeit geprüft, inwieweit sich ein Telemedizin-Raum im Smarten Quartier Jena-Lobeda umsetzen lässt“, sagt Roswitha Putz. Dieser könnte als Modellprojekt für weitere Telemedizin-Räume dienen. Noch befindet sich das Projekt jedoch in der Planungsphase. Inwieweit es zur Umsetzung komme, entscheide sich voraussichtlich im 2. Quartal 2023, so Putz
Jede Woche werten wir ein Thema unseres Heimatchecks aus. Nächsten Mittwoch, 18. Januar, folgt die Seniorenfreundlichkeit im Landkreis.