Thüringische Landeszeitung (Jena)
Pauschales zur Pauschale
Michael Helbing über Mehr- und Veränderungsbedarf im Theater
Wie hoch auch immer sie am Ende für die einzelne Stadt, den einzelnen Kreis ausfällt: Die Theaterpauschale im Kommunalen Finanzausgleich wird ihnen sehr helfen, kurzfristig sowieso, langfristig aber auch. Zwanzig Prozent ihrer Ausgaben für Theater und Orchester derart vom Freistaat erstattet zu bekommen, das ist beachtlich. Es bedeutet gleichsam eine dritte Säule für diese ganz spezielle Kulturfinanzierung.
Die Pauschale ist auch ordnungspolitisch sinnvoll: Finanziell unbeteiligte Landkreise müssen jenen Bühnen über den Umweg reduzierter Schlüsselzuweisungen ein bisschen was abtreten, von denen sie ohnehin profitieren: zum Beispiel das Weimarer Land vom DNT, der Saale-Orla-Kreis von Theaterhaus und Philharmonie in Jena, Ilmkreis und Sömmerda vom Theater Erfurt.
Vor allem geht es aber um Tarifgerechtigkeit: Mitarbeiter in zwei Dritteln der hiesigen Betriebe verzichten insgesamt inzwischen auf fast sechs Millionen Euro. So groß ist die Lücke zum Flächentarif. Da ermöglicht die Pauschale den ersten Schritt, sie zu schließen. Angesichts des Fachkräftemangels wichtig, um hinter der Bühne Leute halten und neu gewinnen zu können.
Das kostet Geld. Und zwar jährlich mehr. Der übliche Ruf nach dem Land ist da sehr verständlich, zumal strukturschwache Regionen immer weniger einnehmen. Doch ob ihnen Theater etwas wert bleiben soll, und wie viel, müssen Stadt- und Landgesellschaften zunächst unter sich aushandeln. Dabei neigen wir oft dazu, die Gegenwart, den Status quo, in die Zukunft fortzuschreiben, also hochzurechnen. Auch fürs Theater zeichnet sich aber längst nicht nur ein Mehr-, sondern auch ein Veränderungsbedarf ab. Oder anders: eine Zeitenwende.