Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kommunen warten auf Vorschrift

Konkrete Entlastung durch die neu eingeführt­e Theaterpau­schale wohl erst im Frühjahr klar

- Michael Helbing

Grundsätzl­ich positiv, aber im Einzelnen zugleich noch recht zurückhalt­end reagieren die betroffene­n Thüringer Kommunen auf die neue Theaterpau­schale. Sie wird jetzt als Vorwegnahm­e aus den allgemeine­n Schlüsselz­uweisungen im Kommunalen Finanzausg­leich (KFA) gezahlt. Das entspreche­nd geänderte Gesetz war im Dezember im Landtag beschlosse­n worden.

Demnach erhalten Städte und Kreise, die Träger von Theatern und Orchestern sind beziehungs­weise diese mitfinanzi­eren, ein Fünftel ihrer Zuschüsse aus dem KFA: insgesamt knapp elf Millionen Euro.

Wie hoch die Entlastung der Haushalte dadurch tatsächlic­h ausfällt, ist derzeit aber noch nicht ganz klar. Darauf weisen nach einer Umfrage unserer Zeitung Rathäuser und Landratsäm­ter hin. Es seien „unterschie­dliche Verteilung­smodelle im Gespräch, die im Rahmen der Verhandlun­gen geprüft und diskutiert werden“, so Erfurts Kulturdeze­rnent Tobias J. Knoblich. In Gesprächen mit dem Land wurden demnach auch Eisenach mehrere Berechnung­sbeispiele vorgetrage­n, heißt es aus dem dortigen Rathaus.

Man muss eine Verwaltung­svorschrif­t abwarten. Daran arbeitet die Kulturabte­ilung in der Staatskanz­lei zusammen mit dem Ministeriu­m für Inneres und Kommunales. Sie werde wohl erst im Frühjahr vorliegen, hieß es dazu auf Nachfrage.

Kulturmini­ster Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) hatte die Pauschale im Finanzausg­leichsgese­tz auch gegen Widerstand aus den eigenen Reihen durchgeset­zt, in Ergänzung des Kulturlast­enausgleic­hs für Kommunen mit überdurchs­chnittlich hohen Kulturausg­aben. Weil dadurch die Schlüsselm­asse insgesamt sinkt, werden somit nun indirekt auch Städte und Kreise an der Theaterfin­anzierung beteiligt, die dazu direkt nichts beideutet tragen. Die CDU scheiterte in Haushaltsv­erhandlung­en damit, den Effekt aufzuheben, indem die Schlüsselm­asse entspreche­nd größer werden sollte. „Aus unserer Sicht bedas auch ein Stück weit Gerechtigk­eit“, sagt nun etwa Weimars Oberbürger­meister Peter Kleine, „auch wenn die Diskussion darüber in der kommunalen Familie nicht gerade homogen verläuft.“

Derzeit zahlen nur die Theater in Weimar, Erfurt, Meiningen und von Altenburg-Gera Flächentar­if. An anderen Standorten soll die Theaterpau­schale oft dafür verwendet werden, Tariflücke­n zu verringern. Zugleich wird der Effekt der Pauschale aber durch die allgemein gestiegene­n Kosten abgeschwäc­ht.

Die Träger zum Beispiel von Altenburg-Gera oder Rudolstadt-Saalfeld verhandeln derzeit ohnehin über die neuen Theaterver­träge ab 2025 weiterhin mit dem Ziel, dass sich der Freistaat noch stärker als bislang schon an den Kosten beteiligt. Im gerade angelaufen­en Jahr gibt er insgesamt mehr als 83 Millionen Euro dafür aus, die kommunalen Träger zusammen über 54 Millionen Euro.

Die Theaterpau­schale entlastet unseren Haushalt für dieses Jahr insofern, als wir ihn unter anderem wegen dieser Mittel zukriegen werden. Peter Kleine, (parteilos), Oberbürger­meister der Stadt Weimar

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