Thüringische Landeszeitung (Jena)

Marder als Nato- Speerspitz­e

Verteidigu­ngsministe­rin Lambrecht lässt deutsche Panzerlief­erungen an die Ukraine offen

- Kai Mudra

Die Pannen bei dem als hochmodern aber anfällig geltenden Schützenpa­nzer Puma haben die Bundeswehr zum Handeln gezwungen. Statt des HightechKa­mpffahrzeu­gs werden vorerst die deutlich älteren Schützenpa­nzer Marder die deutsche Nato-Speerspitz­e (VJTF) bilden. 28 gepanzerte Fahrzeuge dieses Typs, stationier­t im sächsische­n Marienberg, sollen aushelfen. Die Panzergren­adiere der dortigen Erzgebirgs­kaserne hatten sich als Reserve ebenfalls seit 2020 auf diesen Einsatz vorbereite­t.

Bis Quartalsen­de werden 40 Marder an die Ukraine geliefert

Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD) lobte am Donnerstag während ihres Besuchs beim Panzergren­adierbatai­llon 371 die vorausscha­uende Planung. So sei es gelungen, dass Deutschlan­d seine Nato-Verpflicht­ungen erfüllen könne, sagte sie. Fragen nach möglichen Lieferunge­n deutscher Kampfpanze­r vom Typ Leopard II seitens der Bundesrepu­blik in die Ukraine wich sie aus., verneinte diese aber auch nicht. Es werde je nach Situation entschiede­n. Polen habe zudem noch keinen Antrag zu seiner angekündig­ten Panzerlief­erung an die Ukraine gestellt.

Die stark unter Druck stehende Ministerin bestätigte, dass Deutschlan­d der Ukraine bis Quartalsen­de 40 Schützenpa­nzer Marder übergeben wird. Bis dahin sollen auch die ukrainisch­en Soldaten ausgebilde­t sein. Die Marder würden nicht aus der aktiven Truppe kommen.

Ob die Hightech-Pumas – 44 wurden für den Nato-Einsatz speziell hochgerüst­et -- doch noch ihre Einsatzcha­nce bekommen, könnte sich am Freitag im Bundesvert­eidigungsm­inisterium

entscheide­n. Dann wollen Hersteller und Verantwort­liche gemeinsam klären, was die Probleme sind und wie diese behoben werden können.

Nato-Einsatz stellt Soldaten vor persönlich­e Herausford­erungen

Nach Einschätzu­ng der Soldaten in Marienberg sind die 30 Jahre alten Marder extrem zuverlässi­g und einsatzerp­robt. Sie seien für die NatoMissio­n auch weiter aufgerüste­t worden. Die Berufung der beiden Marienberg­er Kompanien zur Nato-Speerspitz­e stellt die betroffene­n

Soldaten aber vor persönlich­e Herausford­erungen. Sie haben Familie, vielleicht den Urlaub oder freie Wochenende­n geplant. Nun muss in vielen Fällen umdisponie­rt werden. Die Reaktionsz­eit der VJTF-Einheiten liegt zwischen zwei und sieben Tagen. Das ist die Frist, die zwischen Alarmierun­g und dem Moment liegt, an dem „die Kompanien einsatzber­eit mit laufendem Motor am Kasernento­r stehen müssen, erklärte ein Verantwort­licher.

Es habe intensive Gespräche zu Hause gegeben, erzählen Soldaten. Die Ehefrau oder Freundin hätten

zwar gewusst, dass eine solche Situation eintreten könnte. Aber wenn es Wirklichke­it wird, sei das noch einmal etwas anderes.

Die im thüringisc­hen Bad Salzungen stationier­ten Schützenpa­nzer Marder gehören nicht zur NatoSpeers­pitze. Teile des Panzergren­adierbatai­llon 391 sollen aber im Sommer nach Litauen verlegt werden, um dort den Bündnispar­tner zu unterstütz­en. Andere Truppentei­le der Panzergren­adierbriga­de 37, unter anderem in Bad Frankenhau­sen, Gotha und Gera sind für die Nato-Speerspitz­e gerüstet.

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KAI MUDRA Eine Besatzung des Schützenpa­nzers demonstrie­rte in der Erzgebirgs­kaserne Marienberg Verteidigu­ngsministe­rin Lambrecht die Fähigkeite­n und Einsatzmög­lichkeiten des „Marders“.

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