Thüringische Landeszeitung (Jena)
Gelder für 32 Thüringer Gründer
Studie der Beratungsgesellschaft EY sieht deutlichen Rückgang bei Finanzierung von start ups
Erfurt. Deutsche Jungunternehmen haben 2022 deutlich weniger frisches Kapital erhalten als noch im Jahr zuvor. Das geht aus dem „Startup-Barometer“der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) hervor. Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Start ups. Als Start ups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind. Gründe für den Rückgang sind demnach steigende Zinsen, sinkende Bewertungen und zurückhaltende Investoren.
Insgesamt flossen 9,9 Milliarden Euro an deutsche Start ups – 43 Prozent weniger als 2021. In dem Rekordjahr wurden 17,4 Milliarden Euro investiert. Auch die Anzahl der Deals war im vergangenen Jahr geringer als 2021, sank von 1160 Abschlüssen auf 1008.
„Mit Deals im Gesamtvolumen von fast 10 Milliarden Euro stellt 2022 das zweiterfolgreichste Jahr für die Startup-Branche in Deutschland überhaupt dar. Und das in einer von geopolitischen Herausforderungen, hohem Inflationsdruck und steigenden Zinsen geprägten Zeit. Es wird weiter investiert – wenn auch weniger und unter anderen Voraussetzungen“, so Thomas Prüver, Partner bei EY.
Berlin ist laut der Studie weiter die Startup-Hauptstadt, für Thüringen vermeldet man lediglich drei Investitionen mit einem Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro, ein deutlicher Rückgang zum Jahr zuvor mit sechs Investments im Umfang von 28 Millionen Euro.
Zahlen, die das Thüringer Wirtschaftsministerium so nicht nachvollziehen
kann. Sicherlich richtig sei, dass in Thüringen – und in Ostdeutschland überhaupt – generell zu wenig privates Beteiligungs- und Wagniskapital zur Verfügung steht. Deshalb müsse der Staat hier – gerade auch bei Existenzgründungen oder technologieintensiven Startup-Unternehmen – die Rolle des Kapitalgebers teils mit übernehmen.
Dies gelte in der aktuellen Lage in besonderer Weise. Angesichts der anhaltenden Krise hielten sich private Wagniskapitalgeber mit Neuund Folgeinvestitionen zurück.
Um so wichtiger sei deshalb auch das staatliche Beteiligungskapital
In Thüringen läuft das Gros des staatlichen Wagniskapitals dabei über die Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH (bmt). Allein sie vermeldet für das zurückliegende Jahr 2022 eine gezielte Unterstützung von 32 Start ups im Freistaat. Dafür haben demnach 37 Finanzierungsrunden stattgefunden mit einem Gesamtvolumen von rund 92 Millionen Euro.
Insgesamt hält der Freistaat Thüringen laut dem Wirtschaftsministerium derzeit über insgesamt elf von der Beteiligungsgesellschaft bmt gemanagte Kapitalfonds entsprechende Unternehmensbeteiligungen in
einem Umfang von mehr als 400 Millionen Euro.
Dazu kommen andere Finanzierungsinstrumente für Existenzgründer, wie das Programm ThüringenInvest. Durch dieses wurden 2021 insgesamt 92 Vorhaben von Existenzgründern mit einem Zuschussvolumen 2,0 Millionen Euro und 2022 dann 51 Vorhaben von Existenzgründern im Zuschussvolumen von 1,2 Millionen Euro unterstützt.
Unterstützt werden Gründer zudem vom Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum Thex und der Initiative „getStarted2gether“.