Thüringische Landeszeitung (Jena)
Gesang der Frösche im kolumbianischen Regenwald
Der Weimarer Komponist und Klangkünstler Robin Minard erhält den Prix Giuseppe Englert. Aktuelle Akusmatik-Installationen stehen in Bonn und Santa Marta
Robin Minard (69), Weimarer Komponist und Akusmatik-Spezialist, hat den mit 5000 Euro dotierten Prix Giuseppe Englert in Paris erhalten. Die Auszeichnung gilt seinen Klangkunst-Projekten, „die darauf abzielen, das Bewusstsein zu schärfen und die Qualität unserer akustischen Umwelt zu verbessern“, wie es hieß.
Eben darum ging es auch bei Minards jüngster Arbeit „Chundua – Froschträume“im Bonner Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig. Auf die ungewöhnliche Kooperation stieß Minard, als er voriges Jahr das Ehrenamt als Stadtklangkünstler
in Bonn wahrnahm. So begleitete er im Mai 2022 eine Biologen-Expedition in den kolumbianischen Urwald, um nach Harlekin-Fröschen zu fahnden; die vom Aussterben bedrohte Amphibienart kommuniziert in reizvollen Tonfolgen, und der Weimarer Künstler konnte mit seinen empfindlichen Mikrofonen als mutmaßlich Erster ihre Gesänge aufzeichnen.
„Die Strapaze hat sich gelohnt“, bilanziert er nun. Tagelang hatte das Team trotz Regens und tiefen Schlamms sich bis auf 3500 Meter Höhe durch den Dschungel gekämpft. Wieder zu Hause, fing für Minard aber die eigentliche künstlerische Arbeit erst an. Denn mit subtane
tiler Akribie hat er aus dem Material intime, traumhafte Soundscapes – Klanglandschaften – komponiert.
Dazu „reinigte“und bearbeitete er die Aufnahmen in seinem Elektroakustik-Studio, um die amphibischen Gesänge transparent, gleichsam hyperrealistisch über 29 simulKanäle für Hörer räumlich erfahrbar zu machen. Im Museum Koenig braucht es dazu 75 Lautsprecher; eine parallele Installation entstand für das Museo de Arte in Santa Marta (Kolumbien).
Beide Kunstwerke sind noch bis Ende Januar vor Ort zu hören. Entfernte Eindrücke gewinnt man über die Website Minards. Der Kanadier, der lange Jahre an der Franz-LisztHochschule in Weimar lehrte, betrieb bereits mehrere ähnliche Projekte an der Schnittstelle Klangkunst/Ökologie. Das nächste Vorhaben führe ihn nun, dem Preisgeld sei Dank, in die Mongolei, verriet er.