Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ex-Präsident Zipfel wird es nicht
Die Suche nach einem neuen Präsidenten beim FC Carl Zeiss Jena gestaltet sich schwieriger als erwartet
Vor zwei Monaten haben die Mitglieder des FC Carl Zeiss Jena einen neuen Aufsichtsrat gewählt. Die wichtigste Aufgabe des Kontrollgremiums zum Start ist, einen neuen Präsidenten zu finden. Doch diese Aufgabe scheint eine schwierige zu sein.
Mindestens zwei Kandidaten haben sich bereits beim Aufsichtsrat vorgestellt: Willi Obitz, der einst FCC-Aufsichtsratschef war und aktuell Präsident des FC Einheit Rudolstadt ist. Am Tag nach seinem Bewerbungsgespräch zog er aber seine Bereitschaft zurück, das Amt zu übernehmen. Als weiterer Kandidat
stellte sich Rainer Zipfel vor, der bereits zweimal Präsident des FC Carl Zeiss war. In seine Amtszeiten fielen der Durchmarsch aus der vierten Liga bis in die zweite Bundesliga oder der Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals, aber auch die Abstiege aus der zweiten Bundesliga und aus der dritten Liga. Dennoch hatte der Manager erneut erwogen, das arbeitsaufwendige Ehrenamt zu übernehmen.
An die Vorstellung im Aufsichtsrat reihte sich ein Monat des Sondierens. Nicht alle sieben Aufsichtsräte waren überzeugt von der Personalie. Aber auch Zipfel soll sich tiefere Einblicke in den Zustand des Vereins und der Spielbetriebsgesellschaft
verschafft haben. Inzwischen ist seine Rückkehr an die Spitze des FC Carl Zeiss vom Tisch. Beim Aufsichtsrat ging eine Erklärung ein, wonach er aus persönlichen und beruflichen Gründen nicht als Präsident zur Verfügung steht.
Doch wie geht es nun weiter? Aufsichtsratschef Ralph Grillitsch nennt keinen Zeitplan fürs weitere Vorgehen. Wenn es strategische Differenzen gebe, müsse man weitersuchen: „Das Gefühl für alle Beteiligten ist essenziell, damit eine Personalie langfristig funktioniert.“Ein Schnellschuss sei zum Scheitern verurteilt, wenn die Voraussetzungen nicht stimmen. „Mit dem Stadionneubau steht eine große Chance vor der Tür. Das Ergebnis muss so sein, dass es langfristig trägt und wir als Verein einen substanziellen Schritt nach vorn kommen“, umreißt er das Anforderungsprofil.
Die in der Satzung neu festgelegte „Soll-Klausel“, wonach der Neue mindestens drei Jahre Vereinsmitglied ist, schränkt die Auswahl ein. Interessenten gibt es schon, beispielsweise Vizepräsident Sindey Balan, der aber im Gremium bisher nicht mehrheitsfähig war.
Zeitdruck hat der Aufsichtsrat nicht. Der Satzung zufolge bleibt so lange der bisherige Präsident Klaus Berka samt Präsidium im Amt, bis ein Nachfolger gefunden ist – vielleicht noch mehrere Monate.